Gen. 24 Blatt 2 Die Fam. der Ehefrau Gisela von Werder - StolteFamilie

Die Familien Stolte und nachfolgend Hoffmann
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Gen. 24 Blatt 2 Die Fam. der Ehefrau Gisela von Werder

Die Generationen ab 1236
Hier sehen wir, wo die unterstehenden Namen im optischen Stammbaum zu finden sind.
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Die Geschichte der Familien von Werder

Das Adelsgeschlecht derer von Werder

Märkisch-magdeburgischer Uradel, der mit Busso von dem Werder 1369 urkundlich und mit den Brüdern Albrecht, Henning und Fritz sowie ihren Vettern Busso und Konrad von dem Werder im ersten Lehnbuch der Magdeburgischen Erzbischöfe, 1368-80 erwähnt wird. Das Geschlecht erhält am 15. April 1879 mit Karl Friedrich Wilhelm Leopold August Graf von Werder den preussischen Grafenstand in der Erstgeburtslinie (Primogenitur).
Es bestand seit 1920 ein Familienverband.
Wappen: Es zeigt in Blau einen mit 3 silbernen Lilien belegten roten Schrägrechtsbalken, begleitet oben von 4, unten von 3 goldenen Sternen. Auf dem Helm mit links blau-goldenen, rechts rot-silbernen Decken ein mit drei silbernen Lilien belegter Pfahl zwischen einem offenen Flug.




Die Familie von Werder und von Rauchhaupt waren über Generationen eng verschwägert.

Rauchhaupt ist der Name eines alten sächsischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Rauchhaupt gehören zum meißnischen Uradel im Saalekreis. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Begründer der Linie zu Trebnitz war Simon von Rauchhaupt, erzbischöflich magdeburgischer Hofmarschall, der 1454 das Rittergut Trebnitz käuflich erwarb. Sein gleichnamiger Sohn wurde Amtshauptmann zu Giebichenstein. Seine Nachkommen waren unter anderem Vollrath von Rauchhaupt, Herr auf Trebnitz und Hohenthurm, und Hans Otto von Rauchhaupt, der um 1706 königlich dänischer Oberst war, ebenso wie Rudolph Michael von Rauchhaupt, der 1718 starb.
Um diese Zeit lebte in meißnischen ein kursächsischer Oberstleutnant von Rauchhaupt, dessen Sohn Johann Christoph in Grimma um 1724 spurlos verschwand.
Hans Christoph von Rauchhaupt, Herr auf Trebnitz, Hohenthurm und Nimberg, starb 1704 als hannoverscher Brigadegeneral. Er hinterließ vier Söhne. Sein vierter Sohn Vollrath Thimo von Rauchhaupt erhielt aus dem väterlichen Erbe das Gut Trebnitz. Zwei seiner Söhne dienten in der königlich preussischen Armee. Sein Enkel Franz Dietrich Wilhelm von Rauchhaupt (* 1757) war zu dieser Zeit der letzte männliche Nachkomme der Familie. Er diente als königlich preussischer Major im Kürassierregiment von Quitzow, nahm seinen Abschied und starb 1805 zu Trebnitz. Aus seiner Ehe mit Henriette von Rohr stammen drei Töchter und vier Söhne. Die Töchter heirateten in die Familien von Werder, verheiratete Caroline von Reiche. Louis von Rauchhaupt wurde 1837 königlich preussischer Kapitän im 2. Garderegiment und heiratete Albertine von Alvensleben. Albert von Rauchhaupt war königlich preussischer Forstbeamter und Fedor von Rauchhaupt wurde 1837 Leutnant im königlich preussischen Gardedragonerregiment.
Louis setzte den Stamm durch seine drei Söhne Hugo, Bruno und Werner fort und Albert durch seinen Sohn Vollrath. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Familie im Königreich Preussen auch zu Queis bei Halle im Saalekreis besitzlich. In Franken gehörten die von Rauchhaupt bereits im 17. Jahrhundert zur Reichsritterschaft im Katon Odenwald des Fränkischen Ritterkreises.
Die Familie hält alle fünf Jahre Familientage ab.
Wappen: Ist von Rot, Silber und Blau geteilt. Auf dem Helm mit rot-silber-blauen Helmdecken ein vorwärts gekehrtes Manneshaupt mit Helmkappe, die mit sieben bis zehn Hahnenfedern besteckt ist.






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Die in der unterstehenden Grafik abgebildeten Personen sind alle eng verbunden und mit der Familie Hans Klaus von Werder (Gen. 23). Wir finden über die Button 1-6 die Gruppen geordnet und übersichtlich wieder. Die Button 3 (von Frantzius), Button 4 (von Diringshofen) und Button 5 (de Haën, Carstanjen und Schroeder) sind angeheiratete Familien aus der Familie Hans Klaus von Werder.
Die Geschichte zu Gut Kade und Gut Belicke
Im Lehnbuch des Erzbischofs Friedrich III. von 1445-1464 heißt es: „Heidenreich und alle anderen von dem Werder haben empfangen insgesamt zu einem menschlichen Lehen vom Erzbischof Friedrich..., Heinrich und Heise von Bardeleben haben 6 Hufe zu Belicke und Buchholz mit Zubehör und Kade. Das ist die erste Erwähnung Kade's. Heidenreich von Werder, gestorben am 30. November 1550, verh. mit Sophie von Britzke und Ilse von Brüssenik. Er hatte 12 Kinder.
Bestimmenden Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinde Kade hatte die Familie von Werder. Auf Betreiben Hans IV. von Werder wurden Mitte der achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts die Güter Buchholz, Belicke und Kade wirtschaftlich vereint.
Das Herrenhaus ist Ende des 18. Jahrhunderts als schlichter barocker Putzbau erbaut worden. An gleicher Stelle ist vorher schon ein Herrensitz, wenn auch einfacher Art gewesen, der zweimal, 1673 und 1781, nieder brannte. Das Gutshauses, das als zweigeschossiger rechteckiger Bau von 7 Achsen mit Walmdach errichtet wurde, hatte in zwei Stockwerken einen Saal, sechs Stuben, neun Kammern, Küche, Keller und Bodenraum. Auf den Eingangspfeilern befanden sich Initialenvasen mit den Initialen A. u. v. W., das heisst Auguste von Werder 1799 war das Herrenhaus ist im Besitz des Generalmajors Friedrich Wilhelm IV. von Werder (26.08.1747 - 24.11.1820) (Enkel von Kuno Ludwig von Werder oben) und Bruder von Friedrich (III.) Moritz Ludwig

von Werder, der uns in der übernächsten Generation begegnet) der das Gut Kade mit Belicke in diesem Jahr aus der väterliche Lehnsverlassenschaft bekam. Durch seinen ständigen Militärdienst war das Gut vernachlässigt, durch Pächter heruntergewirtschaftet und durch die nachfolgende französische Besatzung war großer Schaden entstanden. Außerdem betrieb die zweite Frau von Fr. Wilhelm, Elisabeth Bahrdt, die Allodifikation der Lehnsgüter, um sie zu Gunsten ihrer eigenen Kinder verkaufen zu können. Der Verkauf erfolgte im Jahre 1812, noch vor der Zustimmung durch den Lehnsherrn.
1812 kaufte Johann Karl Sigismund von Treskow aus Friedrichsfelde bei Berlin Gut Kade. Der Kaufpreis betrug 67.000 Taler. Er stammte aus Dwinsk im Großherzogtum Posen und war ein Verwandter derer von Werder. Er lebte meist auf einem seiner anderen Güter und ließ die Familie von Werder weiter im Haus wohnen . Bei ihnen lebte auch eine Frau von Wedemeier, die eine geborene von Werder war.
1815 Der Lehnsherr Karl Johann Friedrich Edler von Plotho entsagte am 15.08.1815 seinem Obereigentumsrecht an Kade
1819 begann von Treskow das Rittergut Kade durch Verkauf und Übergabe in Erbpacht aufzuteilen
1834 verlor Hans XXXIX, der letzte von Werder auf Brettin durch Zwangsversteigerung sein Gut in Brettin. Er lebte als Mieter im Gutshaus Kade. (1860 in Genthin gestorben)
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Kuno (IV.) Ludwig, der in Kade seinen Wohnsitz hatte, verkaufte zusammen mit seinen Brüdern am 10. November 1704 die gemeinschaftlichen Ansprüche auf den vierten Teil von Gut Sydow an die minderjährigen Gebrüder Christoph Bernard und Hans Christoph von Katte auf Gut Neuenklitsche für 4000 Taler. trotz der bereits unter dem 26., November 1623 vorgenommenen Veräußerung dieses Gutsanteils an Busso von Britzke auf Viesen, müssen also noch gewisse werdersche Ansprüche dort bestanden haben oder wieder zurück erworben worden sein. Am 28. Dezember 1728 tätigte Kuno (VI.) Ludwig als Senior und Testamentsvollstrecker der Hans-Christoph-Stiftung den Wiederkauf des sogenannten Wagnerschen Gutes zu Kade. Auch an dieser Stelle vermehrte er den Werderschen Grundbesitz, nämlich durch Ankauf des bei der Stadt Burg (Kreis Jerichow) gelegenes Gütschen Biribi, oder die Klus genannt, das er, anscheinend kurz vor seinem Tode, vom Generalmajor Grafen Truchfeß von Waldburg erwarb.
Kuno (IV.) Ludwig hatte sich den 27. Oktober 1699, also schon fast 44jährig, in Kammer mit der am 19. Februar 1681 ebenda geborenen, mithin erst 18 Jahre alten Christiana Sophia von Broesigte aus den Hause Kammer (Tochter des verstorbenen Maximilian von Broesigte auf Breitenfeld, Badegast, Kammer, Grebs, Domherr zu Brandenburg, und der Martha Elisabeth von Broesigte aus dem Hause Kammer) vermählt. Kuno (IV.) Ludwig schied zu Kade den 3. September 1736, 80 Jahre alt, an einem Schlagfluß. Seine Gattin folgte ihm am 28. September 1747 ebendort infolge Dysenterie in den Tod. Beide wurden in Kade beigesetzt. Ihre Grabsteine stehen jetzt beiderseits des Nordeingangs der Kader Kirche.
Aus der Ehe gingen hervor drei Söhne:
Maximilian Moritz, Johann (XXII.) Friedrich Ludwig, Marquard (I.) Ludwig,
und drei Töchter: Elisabeth Sophia, Charlotte Tugendreich und Christiane Sophie.
Kuno (IV.) Ludwig, der vierte Sohn des am 6. Juni 1680 gestorbenen Moritz (I.), geboren den 8. November 1655 in Kade, Erbherr auf Kade und Belicke und Rogäsen. Im Jahre 1689, also im Alter von 33 Jahren, trat er in kurbrandenburgische Dienste, offenbar aus Ergebenheit zur inzwischen (1680) zur Regierung gelangte neue Landesherrschaft —die Hohenzollern—, um mit dem brandenburgischen Reichskontigent den seit 1688 wieder ausgebrochenen Krieg gegen Frankreich mitzumachen. Er diente im Regiment Anhalt zu Ross, bei dem er im Jahre 1691 als Kornett seinen Abschied nahm. Aus diesem Anlass empfing er das nachstehende ehrenvolle Zeugnis:

"Abschied des Cornett Kuno Ludwig von Werder aus dem Anhaltschen Regiment zu Ross. Museik (Muslik) (in den Niederlanden), den 16. März 1691.
Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg, des Hochfürstlich Anhaltschen Regiments zu Roß bestallter Oberster und Hauptmann zu Egeln Carl Friedrich Schlippenbach, Graf zu Schöffeln, Freiherr von Lurela, Herr zu Salingen usw. Urkunde und bekenne hiermit. Demnach das Hochedelgeborene und Mannveste Cuno Ludwig von Werder aus Thade unter dem Hochfürstlich Anhaltschen mir anvertrauten Regiment, und zwar bei des Herrn Oberst-Liuetnent von Schierstäts Companie sowohl als auch des Herrn Rittmeister de Preterse (Pieterse) Companie, 24 Monathe für ein Cornett gedient, auch in währender Zeit sich in fortanen seinen Diensten also wohl verhalten, daß ich und meine nachgesetzten Offiziere ein Genüge daran gehabt, auch wohl sehen mögen, daß er sein weiteres Avanzement beim Regiment abgewartet hätte. Als aber demselben gefallen, um seine Demission anzuhalten, so habe ihm solche nebst einem schriftlichen Gezeugniß seines guten Verhaltens hiermit ertheilen wollen. Wie ich dann diesem nächst alle hohe und niedrige Kriegs-Offiziere respektive dienst- und freundlich ersuche, sich obbemeldeten Herrn Cornett von Werder zu weiterer Beförderung recommandiert sein zu lassen, welches in dergleichen Fällen erwidere.
Urkundlich meine eigene Hand und Pettschaft.
Museik (Muslik), den 16. März 1691.
(L.S.)
Graf Schlippenbach."

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Marquard (I.) Ludwig, der jüngste Sohn Kuno (IV.) Ludwigs, war der letzte gemeinsame Stammvater der einzelnen Zweige des Kader Astes der Kade-Rogäsener Linie. Er wurde am 4. April 1716 in Kade geboren und empfing den Taufnamen von seinem Paten Marquard Ludwig von Prinzen auf Karow, Königlich Preußischem Oberhofmarschall. Marquard (I.) Ludwig von Werder vereinigte in seiner Hand die Güter Kade und Belicke sowie Brettin mit Klein-Wusterwitz und war durch seine Sitten, Grundsätze und Gewohnheiten ein eigentümlicher Mann. Wie weit er sich von den in jener Zeit in den Adelskreisen allgemein herrschenden Ansichten über die Notwendigkeit standesgemäßer Ehen entfernte, bewies er durch seine Verheiratung mit Dorothea Luisa Metzing, einer Tochter des verstorbenen Advokaten, späteren Bürgermeisters der Stadt Schönbeck (Elbe), nachmaligen königlich preußischen Schönbeck (Elbe), nachmaligen königlich preußischen Rates und Kammerfiskals (Kammerkonsulenten) Heinrich Metzing und dessen erster Ehefrau Dorothea Justina Buhler. Luisa Metzing war getauft am 11. August 1718, einige Tage nach der Geburt, wie das Kirchenbuch ausdrücklich vermerkt, in Magdeburg (St. Johanniskirche), woselbst ihr Vater im Jahre 1719 hinter dem Altstädtischen Rathause das Wohnhaus "Zu den drei Spiegeln" erwarb, und scheint, bevor sie Marquard (I.) Ludwig von Werder vereinigte in seiner Hand die Güter Kade und Belicke sowie Brettin mit Klein-Wusterwitz und war durch seine Sitten, Grundsätze und Gewohnheiten ein eigentümlicher Mann. Wie weit er sich von den in jener Zeit in den Adelskreisen allgemein herrschenden Ansichten über die Notwendigkeit standesgemäßer Ehen entfernte, bewies er durch seine Verheiratung mit Dorothea Luisa Metzing, einer Tochter des verstorbenen Advokaten, späteren Bürgermeisters der Stadt Schönbeck (Elbe), nachmaligen königlich preußischen Schönbeck (Elbe), nachmaligen königlich preußischen Rates und Kammerfiskals (Kammerkonsulenten) Heinrich Metzing und dessen erster Ehefrau Dorothea Justina Buhler. Luisa Metzing war getauft am 11. August 1718, einige Tage nach der Geburt, wie das Kirchenbuch ausdrücklich vermerkt, in Magdeburg (St. Johanniskirche), woselbst ihr Vater im Jahre 1719 hinter dem Altstädtischen Rathause das Wohnhaus "Zu den drei Spiegeln" erwarb, und scheint, bevor sie Marquard (I.) Ludwig angetraut wurde, eine wirtschaftliche Stellung auf dem Kader Rittergut innegehabt zu haben.
Die Eheschließung hat den 25. November 1742 zu Burg bei Magdeburg (Unser Lieben Frauen) stattgefunden. Bemerkenswert ist, dass der älteste Sohn des Marquard (I.) Ludwig und der Luisa Metzing, Lebrecht Gottlieb, dessen Geburtsort- und Tag nirgens festgestellt werden konnte, fern vom Vaterhause, in Magdeburg, erzogen zum Zivildienst als Kammersekretär vorbereitet wurde und an Stelle des Lehnes eine Abfindungssumme von 5500 Talern in Gold erhielt. Desto größere Zuneigung hatte Marquard (I.) Ludwig zu den in seinem späteren, zufriedenen Ehestande geborenen sieben Kindern, deren Mutter bereits am 7. Mai 1758 in Magdeburg einer grassierenden hitzigen Krankheit nach hektischem Fieber erlag und zu Kade im Erbbegräbnis beigesetzt wurde. Manche werdersche Agnaten haben nicht ohne Bedauern auf die Unterbrechung zurückgeblickt, die in der adligen Ahnenreihe unserer Vorfahren durch den Eintritt der Luisa Metzing in die Familie entstanden ist. Man muss aber sagen, dass unter den persönlichen Verhältnissen, die zwischen ihr, einer Vollwaise, die nur noch eine Stiefmutter
hatte und Marquard (I.) Ludwig obgewaltet haben, freien besser war als ledig bleiben. Hätte Marquard (I.) Ludwig seine, offenbar mit Leidenschaft von ihm geliebte Herzensauserwählte — die auch in der Tat sehr liebenswürdig und durchaus achtbar gewesen sein muss — nicht geheiratet, so würden ihre späteren Kinder nicht ehelichgeboren sein, und keiner von ihnen hätte die Lehnfolge antreten können. rotz der unterbrochenen adligen Ahnenreihe stand es damals nicht schlecht um das Haus von Werder. Der sorgsam gepflegte Baum hatte sich von den Stürmen des Dreißigjährigen- und den Lasten des Siebenjährigen Krieges einigermaßen erholt und begann wieder Früchte zu tragen. Doch die Zeit war nicht mehr fern, wo man — verursacht durch mehr oder weniger unabwendbare Umstände — statt der wirtschaftlichen Benutzung die Früchte abriss und eilig verzehrte oder in unverständlicher Hast gar wegwarf und verderben ließ, bis endlich der Baum selbst, der durch Jahrhunderte dem Geschlecht Schutz und Unterhalt gewährt hatte, ihm beides versagte. Marquard (I.) Ludwig war in seinen jüngeren Jahren Kornett im Leib-Karabinier-Regiment in Rathenow, nahm aber zur Bewirtschaftung der ihm zugefallenden Güter zeitig den Abschied. Als der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) ausbrach, trat er 1757 von neuem in militärische Verhältnisse ein, indem er eine Hauptmannstelle als Chef einer zu Magdeburger stehenden Kompanie des von den Ständen errichteten Magdeburgischen Land-Regiments übernahm. Nach dem den Krieg abschließenden Hubertusburger Frieden kehrte er auf sein Gut Kade zurück und lebte dort fortan als höchst ursprünglicher Landedelmann. Er war angesehen, der als tatkräftiger alter Mann, bei sehr gesundem Verstande doch von vielerlei Vorurteilen erfüllt war, allerhand Ahnung hatte, höchst abergläubisch war und an der Überzeugung festhielt, daß sein verstorbener Bruder Maximilian Moritz, der in seinen letzten Lebenjahren bei ihm gewohnt hatte, mit einem Doppelgänger behaftet gewesen sei, so dass er den leibhaftigen Bruder nicht selten für ein Trugbild gehalten und ihn auch so behandelt habe.
Marquard (I.) Ludwig besaß als Greis nur ein Auge, das aber angeblich von strahlendem Feuer gewesen ist: das Andere soll er auf der Jagd durch einen unglücklichen Schuß eingebüßt haben. Er verschied in Kade am 22. Juni 1788 am Schlagfluß, ist also 72 Jahre alt geworden, und überlebte seine früh verstorbene Gattin um 30 Jahre. Vom 28. Dezember 1776 ab ist er in Nachfolgerschaft seines Bruders Maximilian Moritz Senior der Familie gewesen. Eigenhändige Briefe von ihm befinden sich im Sagisdorfer Archiv. Da diese das einzige mit Sicherheit festzustellende Andenken an ihn ist, wird einer davon unten wiedergegeben. Es handelt sich um ein Schreiben aus Kade vom 24. Februar 1769 an einen Kriminalrat, das im ersten Teile Hypothekenangelegenheiten, im zweiten das Testament der kurz zuvor verstorbenen Ehefrau seines Bruders Maximilian Moritz betrifft.
Marquard (I.) Ludwig und Luisa Metzing hatten sechs Söhne .

Lebrecht Gottlieb
Friedrich (III.) Moritz (Mauritius) Ludwig, (Stammfolger)
Friedrich (IV.) Wilhelm,
Christian Ludwig
Johann Karl
Gottlieb
und zwei Töchter:
Sophie Charlotte,
Martha Luise.
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Bez. Merseburg, Saalkreis) im neuen Gewölbe unter der Vorkirche beigesetzt. Da er noch zu Lebzeiten seines Vaters verblich, fiel er als Lehnfolger aus.
Sein Sohn ist später mit einer Geldsumme für seine Ansprüche auf die Lehngüter abgefunden worden. Das einzige persönliche Andenken an ihn ist ein im Sagisdorfer Archiv aufbewahrter Brief, den er, warscheinlich im Herbst 1783, an seinen im gleichen Standort und Regiment stehenden Bruder Karl (I.), den Adjudanten des Grenadier- Bataillions, gerichtet hatte.

Friedrich (III.) war am 18. Januar 1779 in Sagisdorf-Reideburg (Saalkreis) in den Ehestand getreten mit Friederika Agnese Juliane von Rauchhaupt aus dem Hause Trebnitz, einer Tochter des verstorbenen Fürstlich Anhalt-Bernburgischen Forstmeisters, königlich preußischen Leutnants a.D. Wilhelm Gustav von Rauchhaupt, Herr auf Gut Trebnitz und Gut Mörtewitz und dessen ersten Ehefrau Wilhelmine Dorothea Freiin von Schmerzing aus dem Hause Ehrenberg. Agnese ist geboren den 10. Juni 1755 zu Stettin (Millitärgemeinde) verschied aber bereits am 8. Mai 1784, also kurz vor ihrem Gatten, in Halle (Saale), gleichfalls am Nervenfieber, und wurde ebenda in der Schulkirche bestattet.

Der kurze Ehestand ist durch einen Sohn: Timon Moritz Ludwig (II.) beglückt worden.
Friedrich (III.) Moritz (Mauritius) Ludwig, der 2. Sohn Marquard (I.) Ludwigs, ist den 26. März 1746 zu Kade geboren. Er wählte traditionsgemäß den Soldatenberuf zu dem seinigen und wurde am 8. September 1759, also erst 13 1/2 Jahre alt, beim Infantrie-Regiment Fürst Franz Adolph von Anhalt-Bernburg (später von Thadden) Nr.3 in Halle (Saale) als Fahnenjunker eingestellt. Die erste Kampfhandlung, an der er als Vierzehnjähriger im Siebenjährigen Krieg teilnahm, war die Belagerung Dresden im Jahr 1760. In der Schlacht bei Liegnitz (15. August 1760) wurde er in den Kopf gehauen, auch erhielt er einen Prellschuß am Fuß. Er fiel bei dieser Gelegenheit in feindliche Gefangenschaft, wurde nach Krems in Österreich gebracht, aber den 20. September 1761 wieder ausgewechselt. Unter dem 10. Oktober 1761 zum Fähnrich befördert, focht Friedrich (III.) in den Gefechten bei Adelsbach und Leutmannsdorf sowie bei der Belagerung von Schweidnitz mit. Am 29. Juni 1763 rückte er zum Sekonde-Leutnant auf. Später erreichte er den Hauptmannsdienstgrad, war 1783 noch aktiv bei seinem alten Regiment zu Halle, kränkelte aber bereits stark, so dass er sich genötigt sah, bald darauf seinen Abschied zu nehmen. Er starb schon den 6. September 1784, also erst 38 Jahre alt, in Bernburg (Anhalt) am Nervenfieber (Typhus) und wurde auf dem Rauchhauptschen Familiengute seines seligen Schwiegervaters zu Trebnitz ( Reg.-Bez. Merseburg,
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Der 7-jährige Krieg (1756 - 1763) und seine Folgen
neuen Rivalität zwischen Österreich und Preußen veränderte sich auch das europäische Bündnissystem. Denn gleichzeitig konkurrierten Frankreich und England um Kolonien in Nordamerika und Indien. Maria Theresias Ziele waren es, Preußen zu isolieren und sich mit anderen Großmächten zu verbünden. Um eine drohende Allianz zwischen Österreich, Russland und England zu verhindern, ging Friedrich II. ein Bündnis mit England ein. Diese Umstände lösten einen Flächenbrand aus, der zum 3. Schlesischen Krieg bzw. Siebenjährigen Krieg führte. Der Krieg begann 1756 mit dem Einmarsch der Preußischen Armee in Sachsen und endete 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg.
Nach Kriegsende war Preußen für Habsburg ein gleichwertiger Gegner geworden. Diese Konkurrenz führte insbesondere im 19. Jahrhundert zum sogenannten Deutschen Dualismus um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich. In den Jahren 1777/78 kam es im Bayerischen Erbfolgerkrieg zum erneuten Aufeinandertreffen zwischen Preußen und Österreich. Dabei konnte Preußen den österreichischen Versuch vereiteln, ganz Bayern zu erobern. Frankreich musste aufgrund der Niederlage im Siebenjährigen Krieg zahlreiche Kolonien in Nordamerika und Indien an Großbritannien abgeben. Die daraus folgende Staatsverschuldung führte 1789 zum Ausbruch der Französischen Revolution.
Die Wurzeln des Siebenjährigen Kriegs liegen im sogenannten Österreichischen Erbfolgerkrieg. Nachdem Karl VI. seine Tochter Maria Theresia als Thronfolge des Hauses Habsburg bestimmt hatte, veränderte sich das europäische Gleichgewicht. Insbesondere Preußens König Friedrich II. strebte nach einer Machtexpansion und wollte die reichen schlesischen Provinzen dafür erhalten, dass er die Habsburger Thronfolge anerkennt. Dies führte im Jahr 1740 zum Ausbruch der Schlesischen Kriege

Obwohl Schlesien Teil des Habsburger Reiches war, begründete Friedrich II. seine Ansprüche mit der Liegnitzer Erbverbrüderung. Daher stellte er der Habsburger Familie 1740 ein Ultimatum für die Abtretung Schlesiens an Preußen. Friedrich II. wartete allerdings keine Antwort ab und ließ seine preußische Armee sofort einmarschieren. Nach zwischenzeitlichem Waffenstillstand brach 1744 schließlich der 2. Schlesische Krieg aus. Mit dem Friedensschluss von Dresden einigten sich Friedrich II. und Maria Theresia darauf, Schlesien unter Preußischen Besitz zu stellen. Im Gegenzug wurde Theresias Gatte, Franz I., zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs ernannt.

Durch diese Machtverschiebung war Preußen zu einer europäischen Großmacht aufgestiegen. Aufgrund dieser
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und Weser, wurde den 14. Januar 1814 zum Stabsrittmeister in der Gendarmerie, 7. Juni 1815 zum wirklichen Rittmeister befördert und gleichzeitig — in ausdrücklicher Anerkennung seiner Dienste, die er sich um die Bildung des Gendarmeriekops erworben hatte — zum Kreisoffizier zwischen Elbe und Weser mit dem Standorte Halle (Saale) ernannt.Im Jahre 1817 kaufte Ludwig (II.) das vor den Toren der Stadt Halle liegende Rittergut Sagisdorf von Karl von Möllendorff zu dem geringen Preise von 23 000 Talern. Er fühlte sich dazu besonders bewogen, weil dieses Gut früher jahrhundertelang im Besitz der Familie seiner Gattin gewesen und erst 1798 von denen von Rauchhaupt an die von Möllendorff gelangt war. Der "Sattelhof" Sagisdorf hatte 1430 Peter von Schkölen gehört, war aber bald darauf im Besitz eines Dietrich von Zerbst gewesen, von dem ihn 1476 Hans von Rauchhaupt erwarb. In der Möllendorfschen Zeit (1798 bis 1817) ist das alte, mit Burggraben umgebene Haus abgebrochen und statt dessen der Mittelbau, des Herrenhauses errichtet worden. Da die Stellung als Gendarmerieoffiozier Ludwig (II.) Zeit ließ und er große Neigung zur Landwirtschaft besaß, unterzog er sich mit vielem Eifer der Verwaltung und Verbesserung des Gutes. Mehrere Jahre lebte er mit seiner Familie ganz in Sagisdorf, von dort aus auch seine hallischen Dienstgeschäfte erledigend. Später brachte er nur die Sommermonate auf seinem Landsitze zu. Zur Vereinfachung der Bewirtschaftung verpachtete er große Teile des Grund und Bodens an Gemüsebauern des unmittelbar angrenzenden Dorfes Reideburg, wodurch eine sehr hohe Nutzung erzielt wurde.

Ludwigs ( II.) weitere militärischen Veränderungen waren: 30.Dezember 1820 zum Abteilungskommandeur in der 4. Gendamarie-Brigade zu Halle ernannt, 30. März 1831 zum Major befördert und nach Merseburg versetzt, 16. März 1839 zum Brigadier der 2. Gendarmerie-Brigade in Stettin ernannt, 20. Oktober 1841 zum Oberstleutnant, 30. März 1844 zum Oberst befördert. Nachdem ihm 1845 der Johanniterorden verliehen worden war, erhielt er auf sein Ansuchen unter dem 15. November des gleichen Jahres den Abschied als Generalmajor mit Pension unter Verleihung des Roten-Adler-Ordens 2. Klasse.

Nach der Verabschiedung widmete sich Ludwig (II.) wieder seinem Gute Sagisdorf und wohnte dort in den Sommermonaten, den Winter über aber zu Halle in dem ihm gehörenden Hause vor dem Steintore, Ludwig-Wucherer-Str. 8. Das unglückliche Jahr 1848 ergriff ihn tief und, obgleich bereits 68 Jahre alt und körperlich leidend, bot er doch dem bedrängten Könige seine Dienste in jeder Stellung an, um wie früher gegen äußere, so jetzt gegen innere Feinde für seinen Herrn zu kämpfen. Da die Wogen des aufgeregten Staates sich indessen wieder beruhigten, konnte sein gnädig angenommenes Unterbieten nicht zur Tat werden. Freudig schloss er sich jedoch in Halle dem Vereine konservativer Männer an, um das Aufruhrfieber zu bekämpfen und der nichtswürdigen Demokratie entgegenzutreten. In den folgenden Jahren beugten wechselnde Krankheiten seinen Körper; Ende 1851 wurde er ganz an das Krankenbett gefesselt. Am 24. März 1852 starb er zu Halle an Entkräftung und wurde in der von ihm angelegten Familiengruft an der Reideburger Kirche beigesetzt

Ludwig ( II.) ist seit dem 20. November 1833, dem Ableben Ferdinands (I.), Senior der Familie gewesen und hat in 18jähriger Amtsführung die Belange des Geschlechts lebhaft gefördert. Durch den Kauf des Rittergutes Sagisdorf mittels Verwendung seines verfügbaren Kader Lehnstammes in Höhe von 15960 Talern, die er noch zur rechten Zeit aus dem Lehnsschiffbruch in Sicherheit brachte, gebührt ihm das Verdienst, der hereinbrechenden Besitzlosigkeit dieser Sippe wenigstens nach dieser Seite hin ein Ziel gesetzt zu haben. Sagisdorf ist zwar nur 280 Morgen groß, besteht aber zumeist aus wertvollem Gartenland.

Seine Gattin verschied den 17. Februar 1857 in Frankfurt (Oder) an der Brustwassersucht im Hause ihres ältesten Sohnes Bruno, tief betrauert von ihm, seiner überlebenden Schwester, der Schwiegertochter und den Enkeln. die sie als das Muster einer liebenden, gütigen, sorgsamen Mutter und Großmutter verehrt hatten. Sie wurde zu Reideburg an der Seite ihres Gatten in der Familiengruft beigesetzt.

Aus der Ehe gingen hervor drei Söhne:
Bruno Heinrich Wilhelm August Rudolf (Stammfolger)
Ludwig (Louis) (IV.) Wilhelm August
Hermann (VII.) Julius Emil,
und drei Töchter:
Luise
Berta Auguste
Emilie (Etti) Henriette
Timon Moritz Ludwig (II.), war den 29. Juli 1780 in Halle (Saale) geboren. Da er schon im Alter von 4 Jahren fast gleichzeitig beide Eltern verlor, wurde er zunächst bei seinem Großvater Marquard (I.) Ludwig von Werder und nach dessem Tode (1788) bei seinem Oheim Karl (I.) von Werder, dem späteren Oberzolldirektor in Magdeburg, der eine Schwester seiner Mutter zur Frau hatte, erzogen; seit dem Jahre 1793 besuchte er die Ritterakademie zu Brandenburg (Havel). Seine militärische Laufbahn begann im Februar 1795, also im Alter von 14 1/2 Jahren, als Standartenjunker im Kürassier-Regiment von Byern (später von Quitzow) Nr. 6 zu Aschersleben, in dem er unter dem 5. Juni 1796 zum Kornett, 9. Juli 1798 (1799) zum Sekonde-Leutnant befördert wurde und den Zusammenbruch des Vaterlandes im Jahre 1806 erlebte. Das Regiment bewährte an dem unheilvollen Tage von Auerstedt (14. Oktober) durch tapfere und gelungene Angriffe seinen alten Ruf, mußte aber dem unvermeindlichen Rückzuge der Armee folgen. Infolge des schimpflichen Friedens von Tilsit wurde Ludwig (II.) durch Kabinettsorder vom 14. November 1808 als Premierleutnant mit seiner alten Uniform verabschiedet.

Schon im Jahre 1806 hatte er sich von seinem Standort Aschersleben aus verlobt mit der am 18. August 1787 zu Halle (Saale) geborenen Wilhelmine Karoline Sophie Ferdinande von Rauchhaupt aus dem Hause Trebnitz, einer Tochter des verstorbenen Majors a.D. Wilhelm Franz Dietrich von Rauchhaupt auf Trebnitz, Mörtewitz und der Henriette Sophie Auguste von Rohr. Die unfreiwillige Ruhezeit der Jahre 1808 bis 1810 verlebte er auf dem großen, aber durch den Krieg stark mitgenommenen Rittergute Trebnitz, half seiner verwitweten Schwiegermutter in der Landwirtschaft und bemühte sich, die infolge seines frühen Diensteintrittes vorhandenen Lücken seiner wissenschaftlichen Kenntnisse auszufüllen. Mehrere Aufforderungen, in die Millitärdienste des Königreichs Westfalen, zu dem Trebnitz jetzt gehörte, zu treten, wies er mit Entschiedenheit zurück. Dagegen sandte er vier Gesuche an den König Friedrich Wilhelm III. von Preußen um Wiedereinstellung in die preußische Armee, denen aber infolge der obliegenden traurigen politischen Verhältnisse nicht stattgegeben werden konnte. Die ablehnenden Entscheidungen mit eigenhändiger Unterschrift des Königs befinden sich im Sagisdorfer Archiv; die letzte vom 2. Oktober 1809 aus Königsberg (Preußen) lautet Elbe

"Werter, besonders Lieber!
Ich kann auf Eure unterm 17. vr. Monats wiederholt an Mich gerichtete Schreiben Mich nur auf Meine Antwort vom 28. August und 2. März vorigen Jahres beziehen. Da es ebenso unmöglich bleibt zu Eurer Wiedereinstellung in meine Armee eine weniger entfernte Aussicht zu gewähren, als es zufällig ist, Euch den Charakter als Rittmeister beizulegen. Wenn Ihr Euch nun hiernach überzeugen werdet, daß Ihr durch erneutes Cupplicieren Euren Zweck nicht erreichen könnt, so hoffe Ich auch, daß Ihr ferner nicht unnütz behelligen werdet Euren übrigens gnädigen König
Friedrich Wilhelm"

Inzwischen hatte Ludwig (II.) am 27. Oktober 1808 in Trebnitz den Ehestand gegründet. und bezog mit seiner jungen Gattin ein neben dem Schloß liegendes kleines Haus, wo sie fast 1 1/2 Jahr in glücklicher Zurückgezogenheit lebten. Eine von seiner Frau im Januar 1810 an den preußischen König gerichtete erneute Eingabe um Wiedereinstellung ihres Gemahls im Heere verfiel gleichfalls der Ablehnung. Dagegen erhielt dieser unter dem 7. März 1810 die Erlaubnis zur Annahme der Kammerherrenstelle bei dem ihm befreundeten Herzog August Christian Friedrich von Anhalt-Köthen, wo sich eine Anzahl aufrechter, franzosenfeindlicher Männer zusammengefunden hatte und bei dem er auch Albert (I.) von Werder als Offizier unterbrachte. Ende des Jahres 1812 starb dieser treudeutsch fühlende Fürst. Ludwig (II.) gab daher seine Stellung als Kammerherr auf und ging zu seiner Familie, die unterdessen auf vier Kinder angewachsen war, nach Trebnitz zurück.

Beim Ausbruch des Krieges von 1813 eilte er zur preußischen Armee, trat als Volontäroffizier in die Jägerabteilung des Neumärkischen Dragoner-Regiments ein und tat als solcher Dienste bei dem General von Kleist während des Gefechts bei Halle und in der Schlacht bei Leipzig (18. Oktober 1813). Sodann ist er mit anderen Vaterlandsfreunden und Offizieren beauftragt worden, das Elb-National-Husaren-Regiment (dem Stammtruppenteil des späteren Stendaler Husarenregiments), dessen Depot Aschersleben wurde, aufzustellen. Hierauf erhielt er eine weitere Tätigkeit bei Errichtung Gendarmerie zwischen Elbe
Sagisdorf um 1817
Er heiratet seine Cousine, die Tochter des Majors aus dem selben Regiment
Auch Louis genannt
1794 Eintritt als Juncker in das Kürassierregiment "von Quitzow"
1799 Beförderung zum Lieutnant
1806 Krieg gegen die Franzosen
1808 und 1809 Ludwig ersucht Wiederanstellung in der Armee. Diese ist seiner Majestät allerdings unmöglich
1810 - 1813 Ludwig ist Kammerherr beim Herzog von Köthen
1813 Volontäroffizier beim Jägerdetachment des neumärkischen Dragonerregiment
Er soll das Elb-National-Husaren Regiment organisieren
22.01.1814 Er wird Stabsrittmeister
22.06.1815 Er wird Wirklicher Rittmeister
1817 Er kauft Sagisdorf vom Herrn von Möllendorf
1831 Ludwig wird Major und wird nach Merseburg versetzt
1834 Er ist Senior der Familie von Werder
1841 Er wird Oberstleutnant
1844 Er wird Oberst
15.11.1845 Er wird Generalmajor
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Kriegsschauplatze in Böhmen" heraus, von dem sich ein Abdruck im Familienarchiv befindet. Diese Schrift enthält unter anderem eine lebhafte und anschauliche Darstellung der Tätigkeit des Johanniterordens in Kriegszeiten vom damaligen praktischen Standpunkt aus betrachtet und fand allgemeinen Beifall. Bei einem Besuch in Paris im Jahre 1867 überreichte er sie im Schloß der Tuilerien dem Kaiser Napoleon III. Die Eintragung in der "Collection de Documents, tirés du cabinet de
L´ empereur" (Abdruck im Sagisdorfer Archiv) lautet folgendermaßen:"Werder (B. von), chevalier de l`ordre de Saint Jean à Sagisdorf (Presse), fait hommage à l ´empereu de son livre:"Les aventures d´un chevalier de Saint Jean pendant la guerre de Bohême."

Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr 1870 befand sich Bruno zur Heilung seines Gichtleidens in Karlsbad. Er unterbrach sofort die Behandlung und stellte sich von neuem für die freiwillige Krankenpflege im Felde zur Verfügung. Zum Delegierten des Johanniterordens beim IV. Armeekorps (General von Alvensleben) ernannt, begleitete er diesen in den Krieg. Im Treffen bei Beaumont (30. August) wurde sein Pferd verwundet; weiterhin nahmen die rasch sich füllenden Lazarette seine Tätigkeit in Anspruch. Gegen Ende September wollte er dem IV. Armeekorps zur Einschließung von Paris nachfolgen, erkrankte aber unterwegs an typhösem Fieber. Auf einer Karte an seine Angehörigen aus Reims vom 26. September schrieb er zum Schluss: "Mir geht es heute nicht gut, ich habe Kopfschmerzen und denke, es wird besser werden, wenn ich 2 Meilen zu Pferde gemacht habe." Das nächste Schriftstück lautet: "An den Johanniter-Ritter von Alvensleben in Reims.

"Liege seit 3 Tagen hier alleine und verlassen krank. Bitte um Zuwendung ärztlicher Hilfe.
von Werder, Johanniterritter."

Er wurde nun nach Reims überführt; aber trotz sogfältiger Pflege im dortigen Kriegslazarett machte die Krankheit schnelle Fortschritte. Den 12. Oktober 9 Uhr vormittags hauchte er daselbst seinen Geist aus, nach der Anzeige seiner Familie "an dem bösartigen Fieber, das er sich in den Lazaretten zu Beaumont zugezogen hatte". In der Kreuzzeitung las man über Bruno folgenden aus seiner Samariter-Tätigkeit für die Armee hervorgegangenen Vermerk: "Am 12. Oktober verstarb der Forstmeister a.D., Johanniter-Ritter, Herr von Werder auf Sagisdorf bei Halle, am Typhus in Reims, wohin derselbe schwer erkrankt von Ville en Tardenois (Departement Marne) gebracht worden war" und nachstehenden ehrenvollen Nachruf unbekannter Hand: "Am 12. d. Mts. starb zu Reims im Offizierslazarett am Nervenfieber ein tapferer und treuer Mann, der seine Pflicht für König und Vaterland getan mit Gott. der frühere Königliche Forstmeister zu Frankfurt (Oder), Rechtsritter des Johanniterordens, Herr Bruno von Werder, einem uralten Geschlechte des Saalkreises angehörig. Wie schon im Jahre 1866 zog auch in diesem Kriege der eifrige Johanniter mit dem Heere in Feindesland und hat nun, den Brüdern dienend, auch endlich sein Leben für die Brüder hingegeben. Sein Gedächnis wird in weiten Kreisen ein Segen bleiben. Gott der Herr wolle die Hinterbliebenen trösten." Auch ein auf Bruno bezughabendes stimmungsvolles Gedicht Konrads von Prittwitz sei hier der Vergessenheit entrissen:

"Zu Reims in der alten Krönungsburg
Da hat er sein Haupt geneigt,
Und, wie ein Ritter sterben soll,
Dem trotz`gen Feinde gezeigt.

Zu Reims in der alten Krönungsburg
Da war ein stiller Mann.
Der Schlachtlärm verhallte zur rechten Zeit,
Daß er ruhig sterben kann.

Zu Reims in der alten Krönungsburg
Am zwölften Oktober-Tag,
Der tausend Schmerzen gelindert hat,
Der Helfer selbst erlag.

Zu Reims in der alten Krönungsburg
Da brach der Todesschmerz,
Da klopfte den letzten Liebesschlag
Ein Samariterherz.

Zu Reims in der alten Krönungsburg
Wer kennt den stillen Mann?
Schlaf wohl, schlaf wohl auf dem Ehrenpfühl,
Du Ritter von Sankt Johann!"



Seine Leiche wurde aus Frankreich in die Heimat geschafft und in der alten Familiengruft zu Reideburg beigesetzt. In der Jahresversammlung der Sächsischen Provinzial--Genossenschaft des Johanniterordens beschloß man, ihm auch im Wochenblatt der Ballei Brandenburg einen würdigen Nachruf zu widmen. Seine Gattin überlebte ihn lange, sie starb in Sagisdorf den 22. September 1892 an einem Schlaganfall und ruht ebenfalls in der alten Reideburger Familiengruft. Je ein großes und zwei kleine Ölbilder von ihnen (auf einem der letzteren sie als Braut) befinden sich im Besitze der Nachkommen.

Die gesamte Familie von Werder hatte in Bruno einen unermüdlichen Förderer ihrer Belange verloren; er war lange Jahre Rendant der Familienstiftungen und einer der eifrigsten Mitarbeiter bei der Gründung der Stiftung B. Die von ihm gesammelten und zusammengestellten Nachrichten über die Familie von Werder sind für die Geschichtsforschung von bleibenden Werte. Sie befindet sich im Sagisdorfer Archiv.

Die Eheleute hatten drei Söhne:
Karl Wilhelm Rudolf Ludwig Kurt (III.),
Hans Gebhard (II.) Dietrich,
Hans Nikolaus (VI.) (Stammfolger)
und zwei Töchter:
Emilie Hedwig Sidonie Margarete,
Adolfine (Lilli)
Bruno Heinrich Wilhelm August Rudolf pflanzte das Geschlecht fort. Geboren in Trebnitz den 1. August 1809, verlebte er seine Jugend im elterlichen Hause, teils auf diesem Gute, teils zu Köthen (Anhalt), später in Halle (Saale), wo er auch die Schule besuchte. Nach bestandener Reifeprüfung für die Universität (1828) wandte er sich dem Forstfach zu. Er kam zunächst zu seinem Oheim, dem Oberförster von Meverinck zu Lödderitz an der Elbe, in die Lehre und verbrachte in diesem schönen, wildreichen Jagdrevier eine höchst glückliche Zeit.
Ostern 1829 bezog er die mit der Universität Berlin vereinigte Forstakademie und trat gleichzeitig bei der sogenannten Roten Schwadron des Herzogs Wilhelm von Braunschweig des 2. Garde-Ulanen-Regiments als Einjährig-Freiwilliger ein. Nachdem er noch ein halbes Jahr Rechtswissenschaft studiert hatte, siedelte er im Herbst 1830 nach Neustadt-Eberswalde über, wohin die Forstakademie inzwischen verlegt worden war. Mit sehr gutem Zeugnis verließ er im Herbst 1831 diese Anstalt, legte in Magdeburg die Oberförster-, zu Merseburg 1832 die Referendarprüfung ab und wurde anschließend bei der dortigen Regierung mit Forst- und anderen Verwaltungsarbeiten beschäftigt.
Im Jahre 1832 hatte Bruno einen Zweikampf mit einem Arttillerieoffizier namens Schlimbach zu bestehen, wobei er durch einen Stich in den rechten Oberarm, der die Pulsader verletzte, lebensgefährlich verwundet wurde. Erst eine im Sommer 1833 in Wiesbaden gebrauchte Kur gab dem Arme die volle Gebrauchsfähigkeit wieder.

Das Zeugnis der Reife zur höheren Staatsprüfung erhielt Bruno 1835 gleichzeitig mit dem Rufe zur Wahrnehmung der Forstassessorenstelle bei der Regierung zu Gumbinnen, wo er bis zum Herbst 1836 verblieb. Nachdem er im Mai 1837 in Berlin die Assessorenprüfung mit einem vorzüglichen Zeugnis bestanden hatte, wurde ihm im Januar 1838 die vorübergehende Verwaltung der Oberförsterstelle in Mörbach (Reg.-Bez. Trier) übertragen. Dort, einsam auf dem Hunsrück lebend, trat der Wunsch, sich eine Häuslichkeit zu gründen, immer lebhafter bei ihm hervor. Seine Blicke waren schon längst auf seine am 10. Februar 1818 zu Trebnitz geborene Base Karoline Henriette Auguste Pauline Luise Klara von Rauchhaupt aus dem Hause Queis, einer Tochter des Majors Wilhelm Ernst Ludwig von Rauchhaupt auf Queis und der Henriette Wilhelmine Felicitas Karoline von Reiche, gerichtet, in der er das Urbild einer zukünftigen Hausfrau gefunden zu haben glaubte. Die Hochzeit fand den 6. Oktober 1839 in Queis statt. Mit dieser Vermählung heiratete in dritter unmittelbarer Folge ein Werder auf Sagisdorf eine Rauchhaupt aus dem Hause Trebnitz, ein Umstand, der bei der Werderschen Besitzmehrung in später Zeit von Bedeutung werden sollte.

Inzwischen war Bruno am 1. April 1839 als Assessor zur Regierung nach Potsdam versetzt worden. Hier blieb er bis zum 31. März 1841 und war dann bis 30. Juni 1847 Forstinspektor zu Königsberg (Preußen). Auf seinen Wunsch, mehr nach den westlichen Provinzen versetzt zu werden, erhielt er die wichtige Forstinspektion Landsberg (Warthe). Dort brachte er das unglücksehlige Jahr 1848 zu und wirkte als tüchtiger Reaktionär nach Kräften gegen die Wogen des Liberalismus und der Demokratie. Im Juni 1849 wurde er zur Regierung nach Frankfurt (Oder) versetzt und im nächsten Jahre zum wirklichen Forstmeister mit dem Range eines Regierungsrates ernannt.

1853 kaufte er das bei Frankfurt (Oder) im Kreise West-Sternberg gelegene 3200 Morgen große Rittergut Gäden, das er durch angestrengte Tätigkeit aus einem sehr heruntergewirtschafteten Zustand so empor brachte, dass er nach vier Jahren mit einem Reingewinn von 16 000 Talern wieder veräußern konnte. Den 24. Juni 1856 wurde er zum Johanniterritter ernannt und empfing in Berlin aus den Händen des Herrenmeisters Prinzen Carl von Preußen die Abzeichen des Ordens. Nach 30jähriger Dienstzeit erbat Bruno am 1. Juli 1862 den Abschied aus dem Staatsdienste, wozu ihn damals herrschende politische Zustände bewogen hatte, da es einen Reaktionär, wie er es war, schwer wurde, sich einem liberalen Ministerium zu beugen. Dazu kam, dass die Verwaltung von Sagisdorf, die er kurz vor dem Tode seines Vaters übernommen hatte, sich nur mit Schwierigkeiten bei einer so großen Entfernung durchführen ließ. Endlich hatten ihn auch wiederholt eingetretene Gichtanfälle davon überzeugt, dass er den Anstrengungen des Forstdienstes, namentlich den damit verbundenen Besichtigungsreisen, nicht mehr gewachsen war. Mit dem 1. November 1862 trat er unter Verleihung der gesetzlichen Pension in den Ruhestand über und verlegte seinen Wohnsitz nach Sagisdorf wo er in glücklicher Ruhe und Zufriedenheit lebte und sich mit der Bewirtschaftung und Verbesserung seines Gutes beschäftigte.

Kurz vor dem Beginn des Feldzugs gegen Österreich, im Juni 1866, wurde Bruno auf seine Meldung zur Verwendung im Felddiakonat des Johanniterordens vom Ordenskanzler beauftragt, dem vaterländischen Heere zu folgen, um auf den Verbandsplätzen und den Militärlazaretten des Kriegsschauplatzes verwendet zu werden. Dass er diese Pflicht sowohl vor und während der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 (siehe Anmerkung am Ende dieser Biografie) als auch im Hauptkriegslazarett zu Sitschin im vollsten Umfang erfüllt hat, ist nicht nur von Berichterstattern in öffentlichen Blättern hervorgehoben worden, sondern auch vom Johanniterorden anerkannt worden, indem ihn der Herrenmeister am 25. Juni 1867 in der Sonnenburger Ordenskirche zum Rechtsritter schlug. Als sichtbares Andenken wurde ihm ferner die von Seiner Majestät dem Könige gestiftete Erinnerungsgedenkmünze zuteil. Schließlich erhielt er im Jahre 1867 auch den Roten-Adler-Orden 4. Klasse mit dem Johanniterkreuz zum Andenken an seine verdienstvolle Tätigkeit im Felde und die treue Erfüllung seines Johanniterdienstes. Aus Brunos Feder kam 1867 in Halle (Saale) ein Büchlein mit der Aufschrift "Erlebnisse eines Johanniter-Ritters auf dem
Anmerkung: 3.7.1866, zur gleichen Zeit als Bruno Ludwig von Werder, der Johanniterritter, in der Schlacht bei Königgrätz auf preußischer Seite verwundete Soldaten versorgte, kämpfte Karl Ludwig Stolte, kaiserl. königl. österr.-ungarischer Major im Österr. Infanterie-Regiment Nr. 33 zu Wien auf österreichischer Seite auf direkter Front gegen die Preußen und wurde durch Granatsplitter verwundet. Er starb 4 Jahre später an Schwindsucht in Wien.
Karl Ludwig Stolte war ein Sohn von Generalmajor Dietrich Wilhelm von Stolte (Gen.20)
Die beiden Familien wurden später,  nach 4 Generationen, durch Heirat des Hans Henning Stolte und der Gisela von Werder (Gen.24) vereint. (Siehe Gen.21 Ludwig Stolte)
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nahe. Als im April 1909 ein Versuch, in gleicher Stellung nach Merseburg zu kommen, unerwartenderweise scheiterte, auch eine Verschlimmerung seines Magenleidens eingetreten war, entschloß er sich, sein Abschiedsgesuch einzureichen, das am 13. Dezember 1909 mit der gesetzlichen Pension und der Verleihung des Sternes zum Kronen-Orden 2. Klasse genehmigt wurde. Nikolaus (VI.) siedelte nunmehr nach Sagisdorf über. Hier erholte er sich bei strenger Nahrungsregelung sowie sorgsamer Pflege und Fürsorge durch seine Gattin bald von seiner Anfälligkeit. Auch fand sich für den arbeitsgewohnten Mann in politischer und schriftstellerischer Hinsicht Gelegenheit, seine reichen Erfahrungen zu verwerten. In erster Linie bewegte ihn das Gebiet der inneren Politik. Als aber im Jahre 1912/13 die drohenden Wolken am auswärtigen politischen Horizont sich zusammenballten, als die Marokkokriese und die Balkankrisen in den Vordergrund traten, zeichnete er auch treffend die Richtlinien für unsere Diplomatie. In England sah er den Feind; nach Rußland suchte er die Verständigung. Seine Warnungen blieben ungehört und von vielen ungeglaubt. Anlässlich des 1912 in der Provinz Sachsen stattfindenden Kaisermanövers wurde er zum Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat mit dem Range der Räte erster Klasse ernannt. Der im August 1914 ausbrechende Weltkrieg vervielfältigte sein Wirken und Schaffen für seinen König und die Größe seines Vaterlandes. Nikolaus (VI.) übernahm es, wöchentliche Kriegsberichte für die Hallische Zeitung zu verfassen; der Arbeitsausschuß der Landkreise Sachsen-Anhalt sah ihn in eifriger Tätigkeit. Im Mai 1915 erkor ihn der Wahlkreis Delitzsch zu seinem Abgeordneten in den Landtag. Diese aufreibenden Geschäfte lösten im Juli 1915 einen kleinen Schlaganfall bei ihm aus, von dem er sich jedoch soweit erholte, dass er im Winter 1915/16 in Berlin sein Amt als Abgeordneter ausüben konnte. Die Vertagung des Abgeornetenhauses ließ ihn dann wieder von Sagisdorf aus seine Arbeiten aufnehmen. Bei einer Rede, die er am 24. Mai 1916 in Delitzsch hielt, ereilte ihn der zweite Schlaganfall. Von diesem Zeitpunkt an merkte man an Sprache und Schrift das Nachlassen seiner Spannkraft. Trotzdem zog es ihn im September 1916 wieder zum Abgeordnetenhaus nach Berlin. Anstrengende Vollsitzungen von früh bis spät, reichliche Arbeit in den Ausschüssen und die schlechte Kriegsverpflegung zehrten in erschreckenden Maße an seinem Körper und seinen Nerven. Der Kampf um Deutschlands Schicksal ließ ihn nach alter preußischer Pflichttreue trotz seiner sinkenden Kräfte auf dem Platze ausharren, auf dem er noch helfen zu können glaubte. Die immer mehr zutage tretene führerlose Politik nagte an dem konservativen Mann, durch die er zum inneren Gegensatze gegen seinen Königlichen Herrn gezwungen wurde. Die Gewissenskämpfe, die er ausgetragen hat, kann man nicht in Worten schildern; die Schwere dieser Kämpfe ist nur an seinem rasch abnehmenden körperlichen Widerstande zu ermessen. Den Untergang des Deutschen Kaiserreichs mit anzusehen, ersparte ihm ein gütiges Geschick. Den 22. Oktober 1917 schloß er — erst im 62. Lebenjahre stehend — in Sagisdorf die Augen zur letzten Ruhe. Sein Leben hatte ausgekämpft, das köstlich war; denn es ist voll Mühe und Arbeit gewesen. Vielleicht unbewusst hatte dieser rege und schaffensfreudige Geist sich das Schlieffensche Leitwort zu eigen gemacht:.
"Mehr sein als scheinen!"
Die Hallische Zeitung zeichnete in einem Nachruf folgendes Charakterbild des Entschlafenen:
" Mit allen Fasern sei seines leidenschaftlich für das deutschen Volkes Größe und Wohlfahrt schlagenden Herzens hing er an seinem Preußen, das für ihn im Bismarckschen Geiste der Grund- und Eckpfeiler eines machtvollen Deutschen Reichs blieb.
Seine bis in die tiefsten Wurzeln seines Wesens dringende Königs- und Vaterlandsliebe, die Besorgnis, dass schlimme Gewalten den Bestand und die Fortentwicklung unseres Vaterlandes gefährden könnten, trieb ihn auf den Plan und ließ ihn an der Parteien tätig Anteil nehmen, im Sinne der Niederringung volks- und reichsverderbender Strömungen."
Seine sterblichen Überreste ruhen in dem von ihm errichteten Erbbegräbnis auf den Reideburger Neuen Friedhofe. Ein Ölgemälde Nikolausens wird in Sagisdorf aufbewahrt.
Auch die Werdersche Gesamtfamilie hat dem Verstorbenen viel zu danken.
Die Bestrebungen, in unserer Sippe einen engeren Zusammenschluß herbeizuführen, unterstützte er im Jahre 1907 durch den von ihm ausgearbeiteten Entwurf einer Satzung für den Familienverband. Zwar fand dieser infolge des Widerstandes einiger Vettern damals keine Annahme; doch wurde er bei der endgültigen Gründung des Familienverbandes im Jahre 1920 fast wörtlich übernommen. Insonderheit ist der darin zum Ausdruck gebrachte Gedanke, das anzusammelnde Vermögen des Verbandes zur Wiederseßhaftmachung des Geschlechts zu verwenden, aufrechterhalten worden und soll trotz aller Schwierigkeiten als heiliges Vermächtnis stets weiter verfolgt werden.
Seine Witwe, eine immer hilfsbereite, liebevolle Gattin, Mutter und Großmutter, blieb vorerst zu Sagisdorf wohnen, siedelte aber am 1. Januar 1924 in das benachbarte Halle über. Dieser Entschluß bereitete die Selbstbewirtschaftung von Sagisdorf durch den Sohn vor. Selbstlos und großzügig ließ sie diesen in der Entfaltung aller notwendiger Maßnahmen nach eigenem Ermessen gewähren. Wo es galt, durch Zustimmung oder Unterschrift ihrem Sohn zu helfen, tat sie es. Niemals verfiel sie in den Fehler mancher älteren Menschen, hemmend und zweifelsvoll notwendige Neuerungen zu verhindern. Ihr volles Vertrauen in jede Maßnahme ihres Sohnes belohnte sie auf das schönste. Zur rechten Zeit wurde Sagisdorf aus einem gefahrdrohenden Pachtgut ein selbstbewirtschafteter Besitz, dessen hohe Intensivität und Erbhofsicherheit dem sich ausbreitenden Halle Trotz bieten kann. Auch von ihr ist in Sagisdorf ein Ölbild vorhanden.
Dem Ehestand entsprossen vier Kinder, ein Sohn:
Wilhelm Hans (XLIII.) Klaus
und drei Töchter:
Klara Rose Anna Magdalene
Lilli Helene Agnes,
Annemarie Agnes


Brunos jüngster Sohn Hans Nikolaus (VI.), war der Stammhalter des Hauses Sagisdorf. Geboren den 7. Mai 1856 in Frankfurt (Oder), erhielt er bis zu seinem 11. Lebensjahre Unterricht im elterlichen Hause zu Sagisdorf und besuchte sodann das Stadtgymnasium in Halle (Saale). Ostern 1875 verließ er dieses nach bestandener Reifeprüfung für die akademische Laufbahn unter Befreiung vom Mündlichen, um auf den Universitäten zu Heidelberg, Leipzig und Halle die Rechte zu studieren. Er war tonangebender Korpsbruder der Heidelberger Rhenanen und eine Kraftnatur durch und durch, körperlich wie geistig. Trotzdem konnte er wegen einer leichten Verbiegung der Wirbelsäule nicht Soldat werden. Am 5. Juli 1878 bestand Nikolaus (VI.) in Naumburg die Referendarprüfung und wurde anschließend beim Amts- und Landgericht zu Halle (Saale) sowie beim Oberlandesgericht in Naumburg im Vorbereitungsdienste beschäftigt. Den 30. April 1883 legte er zu Berlin die zweite Große Staatsprüfung ab. Als Gerichtsassessor war er teils beim Amtsgericht, teils als Hilfsrichter beim Landgericht in Halle (Saale) tätig. Auf sein Gesuch um Übernahme in die allgemeine Staatsverwaltung wurde ihm am 30. März 1884 die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes in Kreise Goldap (Ostpreußen) übertragen. Die Lehrzeit war zu Ende; nunmehr konnte er seine Kenntnisse in den Dienst des Staates stellen.
Von Kindheit an im Geiste konservatiever Staats- und Weltauffassung erzogen, entfaltete Nikolaus (VI.) in Goldap bei den Reichstagswahlen im Jahre 1884 — also gleich nach der Amtsübernahme — eine erfolgreiche Tätigkeit. Die Politik hatte ihn gebannt und ließ ihn bis an sein Lebensende nicht mehr frei. In der Jugend die geniale Arbeit Bismarckscher Reichsgründung miterlebt, hatte er sich auf der Universität umfangreiche Geschichtskenntnisse, die Grundlage jeder politischen Tätigkeit, angeeignet. Seine Rednergabe erleichterte ihm sein politisches Wirken, das bei den Wahlen zu einem außerordentlich günstigen Ergebnis führte. Außer einem ehrenden Schreiben des Regierungspräsidenten erfreute den jungen Assessor ein Brief des Oberpräsidenten, worin ihm dieser seinen besten Glückwünsche und die Anerkennung der Regierung Seiner Majestät aussprach. Mit Patent vom 21. November 1884 zum Landrat des Kreises Goldap ernannt, wirkte er in dieser Stellung im besten Einvernehmen mit Stadt und Land in segensvoller Weise. Des einsamen Junggesellentums müde, trat er den 24. Februar 1887 zu Uhlkau in den Ehestand. Er heiratete die am 27. August 1864 geborene Anna Maria von Frantzius aus dem Hause Uhlkau, eine Tochter des Theodor Albert von Frantzius auf Uhlkau bei Hohenstein (Westpreußen) und Rosa Emma Behrend.
Die weite Entfernung von der väterlichen Scholle Sagisdorf hatte den Wunsch aufkommen lassen, im Regierungsbezirk Merseburg Verwendung zu finden. Dieser Wunsch ging im Jahre 1889 durch Ernennung zum Regierungsrat an der Merseburger Regierung in Erfüllung. Nach dreijähriger Tätigkeit in dieser Stellung wurde er 1892 zu seiner großen Freude zum Landrat des heimatlichen Saalkreises in Halle ernannt. Seine um diese Zeit mit dem Tode abgehende Mutter (22. September 1892) hatte in ihrem Testament nicht ihren ältesten Sohn Kurt (III.), sondern ihren jüngsten, Nikolaus (VI.), zum Erben von Sagisdorf eingesetzt. So war er nun auch Gutsherr im eigenen Kreise und verlebte die Sommermonate regelmäßig auf seinem Besitztum. Die Tätigkeit des neuen Landrats fand bald den lebhaften Beifall seiner Kreiseingesessenen. Gleich zu Beginn führte er einen harten, aber erfolgreichen Kampf gegen die Verwendung falscher Maßregeln bei der Nietlebener Choleraseuche, der ihm ein Anerkennungsschreiben des Regierungspräsidenten sowie den Roten-Adler-Orden 4. Klasse mit der Krone einbrachte. Aber nicht nur auf dem Gebiete der Verwaltung des Kreises entfaltete er emsiges Wirken, sondern auch die Politik sah ihn auf dem Kampfplatze. Als die Aktiengesellschaft, die eine Reihe konservatiever Männer zum Erwerbe der Hallischen Zeitung im Jahre 1882 gegründet hatte, sich 1893 auflöste, wurde unter dem Vorsitze des Landrats von Werder eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet, um dieses Blatt weiter als konservatives Sprachrohr benutzen zu können. Bis zu seinem Tode hat er dieser Zeitung nahegestanden. Bald wurde Nikolaus (VI.) zum Vorsitzenden des Konservativen Vereins für Halle und Umgebung gewählt. Als solcher hatte er die Freude, im Februar 1896 dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh (bei Hamburg ) mit einer Abordnung die Ergebenheitsadresse der Hallischen Ordnungspartei zu überbringen und beim Frühstück eine Ansprache an den Fürsten zu halten. Die Sagisdorfer Bismarkeiche, ein Geschenk des Fürsten aus dem Sachsenwald, erinnert noch heute an diese Begebenheit.
Im Herbst 1899 sollte ihn eine höhere Aufgabe aus seinem erfolgreichen Arbeitskreise herausnehmen. Am 23. Oktober jenen Jahres ist Nikolaus (VI.) zum Oberpräsidialrat in Königsberg ( Ostpreussen) ernannt worden, in welcher Stellung er den 18. Januar 1900 durch Verleihung des Roten-Adler-Ordens 3. Klasse mit der Schleife ausgezeichnet wurde. Bereits seit Juli 1888 Ehrenritter, empfing er am 26. Juni 1900 den Rechtsritterschlag des Johanniterordens, in dessen Dienste sein Vater das Leben gelassen hatte. Schon unter dem 17. März 1903 erfolgte seine Ernennung zum Königsberger Regierungspräsidenten. Nur kurze Zeit hatte er in seiner bisherigen Stellung wirken können; aber sie genügte, um ihm in weiten Kreisen der Provinz die vollste Wertschätzung einzubringen. Auch als Regieringspräsident entwickelte Nikolaus (VI.) eine segensreiche Tätigkeit, wobei er wiederum durch seine große Rednergabe unterstützt wurde.
Auf einer Urlaubsfahrt nach Meran Ostern 1906 machten sich zum ersten Male Spuren eines ernsten Magenleidens bei ihm bemerkbar, das zwar gebessert, niemals aber geheilt wurde. Schon damals dachte er daran, seinen Abschied zu nehmen. Ein längerer Erhohlungsurlaub ließ aber noch einmal die Wiederaufnahme seiner Arbeit zu. Um die Wende der Jahre 1908/09 legte ihm ein Zwist mit dem Ministerium für Forsten wegen Überhandnahme des Elchabschusses auf ministerielle Weisung den Gedanken des Rücktritts erneut

Anmerkung:  Am 17. März 1903 erfolgte Hans Nikolaus von Werders Ernennung zum Königsberger Regierungspräsidenten. Etwas später am 22.4.1905 wurde Major Christian Wilhelm Karl Oskar Stolte zum Bezirkskommandanten des Landwehrbezirk Königsberg/Ostpr. ernannt. Das heißt, die zivile Führung des Kreises durch Regieringspräsident Nikolaus von Werder und die militärische Führung des Kreises durch Bezirkskommandant Major Oskar Stolte trafen hier zusammen. Es gilt als sicher,dass sich beide kennen gelernt und öfter zusammen getroffen haben. Sie waren beide im zivilen und im militärischen Fragen die wichtigsten Personen im Landkreis Königsberg/Ostpreußen ohne wissen zu können, dass ihre jeweiligen Enkel Gisela von Werder und Hans Henning Stolte später einmal heiraten würden.
Hier ist die 2. Zusammenkunft der Werders und Stoltes. (Siehe auch Gen. 22  Major Oskar Stolte).
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Hans (XLIII.) Wilhelm Klaus, geboren zu Sagisdorf den 30. August 1892, wurde im elterlichen Hause erzogen, besuchte das Stadtgymnasium in Halle (Saale) sowie das Friedrichskollegium zu Königsberg (Preußen) und kam 1905 zur besseren Förderung seiner wissenschaftlichen Kenntnisse in das Alimnat der Klosterschule in Roßleben. Nachdem er zu Berlin-Lichterfelde in der Pension des Professors Hassenkamp unter Zuhilfenahme von Lehrern der Hauptkadettenanstalt für die Fähnrichsprüfung vorbereitet worden war und diese bestanden hatte, trat er am 22. März 1911 als Fahnenjunker beim 1. Garde-Regiment zu Fuß in Potsdam ein, in dessen Reihen sein Oheim Gebhard (II.) im Deutsch-Französischen Kriege im Jahre 1871 das Leben gelassen hatte. Nach erfolgreichem Besuche der Kriegsschule zu Hannover erfolgte unter dem 18. August 1912 seine Beförderung zum Leutnant.Die unvergleichlich schönen ersten Leutnantsjahre wurden 1914 durch den Weltkrieg jäh unterbrochen.
Seine abwechslungsreiche und ehrenvolle Feldzugstätigkeit war in Stichworten folgende: Mit dem 1. Garde-Regiment zu Fuß als Zugführer ins Feld: Offensive im Westen (Schlacht bei Namur, Gefecht bei Monceau), 24. August 1914 zum Adjudanten des 1. Bataillons ernannt: Schlacht bei St. Quentin, 7. September in der Schlacht am Petit Morin durch Granatsplitter am Oberschenkel leicht verwundet, aber bei der Truppe verblieben, Kämpfe bei Reims, Schlacht bei Arras, Stellungskäpfe im Artois, Schlachten und Stellungskämpfe in der Champagne (Perthes, Le Mesnil), Schlacht bei Gollice/Tarnow, Kampf um Jaroslau, Übergang über den San, Kämpfe bei Radymno und am San, Käpfe am Brückenkopf von Jaroslau, Durchbruchsschlacht von Lubaczow, Schlacht bei Lemberg, Verfolgungskämpfe an der galizisch-polnischen Grenze bis zum Bug, 9. August 1915 zum Führer der 3. Kompanie ernannt: Verfolgungskämpfe zwischen Bug und Jasiolda, Herbstschlacht bei La Bassée und Arras (Givenchn).
Bei Gibenchn, am 28. September 1915, wurde Hans (XLIII.) Klausens Kompanie nach Eroberung eines feindlichen Grabenstücks durch Zurückfluten der Nachbartruppen vollkommen abgeschnitten und blieb 48 Stunden lang in dem genommenen Graben von den Franzosen umzingelt, bis höherer Befehl das Zurückgehen der Kompanie anordnete. In nachstehendem Korpstagesbefehle vom 11. Oktober 1915 wurde sein tapferes Ausharren lobend hervorgehoben:
"Ich spreche der 2. und 3. Kompanie des 1. Garde-Regiments zu Fuß und ihrem Führer, Leutnant von Werder, meine wärmste Anerkennung aus für ihr hervorragendes Verhalten in den ersten hiesigen Kampftagen. Es ist der Kompanie unter ihrem tüchtigen Führer nicht nur gelungen, dem Gegner Grabenstücke zu entreißen und dabei 8 Offiziere und 200 Mann gefangen zu nehmen, sondern das gewonnene Gelände alleine unter den schwierigsten Umständen über 48 Stunden zu verteidigen und so lange auszuharren, bis die Truppe durch Befehl zurückgezogen wurde.
Freiherr von Plettenberg."
Damit schließen die Aufzeichnungen Hans (XLIIIU.) Klausens aus den Aufruhrtagen. Am 8. Dezember 1918 wurde er von der Stellung als Persönlicher Adjudant des Prinzen Eitel-Friedrich enthoben und in das 1. Garde-Regiment zu Fuß zurückversetzt. Folgende Auszeichnungen sind ihm verliehen worden: Eisernes Kreuz 2. Klasse (17. September 1914), Eisernes Kreuz 1. Klasse (23. März1915), Ritterkreuz des Hohenzollerschen Hausordens mit Schwertern für Elérn (15. Oktober 1916), Verwundetenabzeichen (schwarz), Fürstlich Hohenzollernsches Ehrenkreuz 3. Klasse mit Schwertern, Österreichisches Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse mit Kriegsdekoration, Oldenburgisches Friedrich-August-Kreuz 1. und 2. Klasse. Nach dem Kriege führte Hans (XLIII.) Klaus 4 Wochen eine Kompanie des zurückgekehrten 1. Garde-Regiments. Kurz vor dem Sturm auf das Gebäude der sozialistischen Zeitung "Der Vorwärts" in Berlin, das von Potsdamer Garden aus der Hand der Spartakusgruppe den Mehrheitssozialisten zurückerobert wurden, erbat er seine Entlassung, nachdem er mit dem Obmann des Soldatenrates des Regiments aneinander geraten war. Unter dem 18. Juli 1919 wurde ihm der Abschied mit Pension und die Erlaubnis zum Tragen der Uniform seines Regiments bewilligt.
Was nun tun, war für Hans (XLIII.) Klaus leicht zu beantworten. Nicht nur die Erbschaft von Sagisdorf, sondern auch noch eine andere, wesentlich wertvollere, stand ihm in sicherer Aussicht. Wilhelm von Rauchhaupt auf Storckwitz und Queis, der Bruder der Großmutter Hans (XLIII.) Klausens, Klara von Rauchhaupt aus dem Hause Queis, hatte im Jahre 1893 diese beiden Güter in ein Fideikommiß umgewandelt und bestimmt, dass beim Aussterben seiner eigenen Nachkommen die seiner Lieblingsschwester Klara Fideikommiß Erben sein sollten. Dieser Fall trat ein; denn die Kinder Wilhelms von Rauchhaupt aus der ersten Ehe verschieden ohne Nachkommen. Der aus der zweiten Verbindung stammende Sohn, Hans von Rauchhaupt, fiel 1915 im Weltkriege ebenfalls kinderlos. Nachzuholen ist, dass Hans (XLIII.) Klaus bereits während des Feldzugs in den Ehestand getreten war. Er hatte sich den 4. Oktober 1917 in Nedlitz bei Potsdamm mit der am 17. November 1895 zu Rendsburg geborenen Ida Eugenie Karla Ilse von Diringshofen, einer Tochter des Generalleutnants a.D. Max Alexander Ludwig Paul von Diringshofen und dessen ersten Gattin Margarete de Haen — Schwester seines Freundes und Regimentskameraden, des am 16. September 1914 im Fort Brimont bei Reims gefallenden Leutnants Siegfried von Diringshofen — , die er schon seit seinen ersten Leutnantsjahren glühend verehrte, verheiratet.
Fortsetzung der Kampfhandlungen: Stellungskämpfe bei Roye/Noyon, Schlacht an der Somme, 26. August 1916 an der Somme bei Elérn durch Maschinengewehrschuß eines Infanteriefliegers am Kopfe schwer verwundet und in die Heimat (der durchschossene Stahlhelm wird als Heiligtum in Sagisdorf aufbewahrt). In der Regimentsgeschichte des 1. Garde-Regiments zu Fuß steht über den Einsatz bei Elérn unter anderem folgendes: "Nur ein Gedanke hatte jeden beseelt, ob Offizier, ob Korporal. ob Grenandier: Die Stellung halten um jeden Preis! Auch dafür überliefert uns Leutnant von Selchow ein Zeugnis: Leutnant von Werder kam schwer verwundet am Kopfe an mir vorbei. Er war wohl infolge seiner enormen Kopfwunde nicht voll bei Sinnen. Aber immer und immer wiederholte er mir das eine: Selchow, Abschnitt halten. Meine brave Kompanie total zerschlagen. Abschnitt halten, Franzosen rauswerfen."
Der bekannte Finnlandbefreier, General Rüdiger Graf von der Goltz ,erwähnte in seinem Buche: "Meine Sendung in Finnland und im Baltikum" die Tage des Einsatzes des 1. Garderegiments an der Somme am denkwürdigen Hohlwege Elérn, Maurepas mit nachstehenden Sätzen: "Eines Nachts wurde gemeldet, die 4./1. Garde-Regiments zu Fuß (Kompanieführer Leutnant von Selchow) habe rechts keinen Anschluß mehr, die 3. Kompanie (Kompanieführer Leutnant von Werder) müsse gewichen sein. Große Aufregung und Befehl, die Lücke zu schließen. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, die 3. Kompanie war tot oder verwundet, die wenigen Überlebenden hatten sich nach dem anderen Flügel zusammengeschlossen, als der tapfere Kompanieführer von Werder am Kopfe verwundet fortgeschleppt war."
Gesundheitlich einigermaßen wiederhergestellt, wurde Hans (XLIII.) Klaus am 1. November 1916 zur Infantrie-Stabswache des Großen Hauptquartiers in Pleß kommandiert. Aus jener Zeit schreibt er in seinen 3 starke Bände füllenden fesselnden Kriegserinnerungen:
Die Kriegstätigkeiten Hans (XLIII.) Klausens als Persönlicher Adjudant spielte sich natürlich nun nicht mehr in aller vorderster Linie, sondern beim Divisionsstab ab, wo es aber oft genug auch recht ungemütlich zuging. Zum unmittelbarsten Gefolge des Prinzen gehörend, ist diese Zeit für Hans (XLIII.) Klaus ganz besonders lehrreich und abwechslungsvoll gewesen, sowohl in militärischer als auch in politischer Beziehung: auch hat sie ihm Land und Leute in einem Umfang offenbart, wie es nur wenige Feldzugsteilnehmern vergönnt war. Die Hauptereignisse waren: Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne, Stellungskämpfe in den Argonnen, Abwehrschlacht und Stellungskämpfe bei Zloczow, Durchbruchsschlacht in Ostgalizien, Stellungskämpfe am Sereth (Tarnopol), Schlacht bei Riga, Stellungskämpfe nördlich der Düna, Stellungskämpfe bei Reims, während dieser Zeit (28. November 1917) zum Oberleutnant befördert, Große Schlacht in Frankreich (Durchbruchsschlacht bei St. Quentin/La Fére, Kämpfe beim Übergang über die Somme und den Eroizat-Kanal, Verfolgungskämpfe bis Montdidier/Noyon), Kämpfe an der Avre und bei Montdidier, Schlacht bei Soissons und Reims (Erstürmung der Höhen des Themin des Dames, Verfolgungskämpfe zwischen Dise und Aisne und über die Vesle bis zur Marne. Vom 18. Juni bis 6. Juli 1918 war Hans (XLIII.) Klaus unter Belassung in seiner Stellung als Persönlicher Adjudant des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen während der Ruhe-, das heißt Ausbildungszeit, stellvertretender Regimentsadjudant des 1. Garde-Regiments zu Fuß.
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Anmerkung:
zu dieser Zeit hatte der Armee-Intendant Heinrich Stolte den Befehl dem Adjutanten des Prinzen Eitel-Friedrich  wichtige Depeschen zu überbringen und auch neue Depeschen weiterzuleiten. Es wurden auch Gespräche mit dem Adjutant Hans Klaus von Werder über Materialbeschaffung für die umliegenden Einheiten besprochen. Hier haben wir wieder die 3.  Zusammenkunft der Familien Stolte und von Werder gefunden. Auch hier konnte niemand ahnen, dass  die jeweiligen späteren Kinder  einmal heiraten werden. (Siehe auch Gen. 23 Heinrich Stolte)
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Dann wieder beim Prinzen Stellungskämpfe zwischen Aisne und Marne, Angriffsschlacht an der Marne und in der Champagne, Abwehrschlacht zwischen Marne und Vesle, Abwehrschlacht zwischen Dise und Aisne, Kämpfe vor der Siegfriedfront, Stellungskämpfe in den Argonnen, Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas, Kämpfe vor der Hunding- und Brunhildfront. Darauf an der Aisne und Aire, Schlacht bei Vouziers. Dann war die deutsche Widerstandskraft gebrochen. Eine Welt von Feinden an der Front und die Zermürbung durch die eigenen Volksgenossen im Rücken hatten sie zertrümmert.
Am 22. Oktober 1918 verließen Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrich in Begleitung seines persöhnlichen Adjutanten mit Urlaub die Division und begaben sich nach Potsdam. In hohem Maße tragisch, ja erschütternd, ist es, was Hans (XLIII.) Klaus in seinen Kriegserinnerungen über die nun folgenden Tage des Staatsumsturzes vom Hofe Ihrer Majestät der schon damals schwer herzleidenden Kaiserin berichtet. Nachstehend sei darüber auszugsweise mitgeteilt:
8. November.
Um 11.15 nachts komme ich in meine Wohnung, wo mir gesagt wird, ich solle sofort zum Neuen Palais kommen, der Prinz und die Prinzessin seien schon da. Ich gehe hinaus und spreche um 1 Uhr den Prinzen an seinem Bett. Er sagt mir, er hätte telephonischen Auftrag von Seiner Majestät bekommen, den Befehl im Neuen Palais zu übernehmen und das Leben Ihrer Majestät zu sichern. Der Kaiser würde unter keinen Umständen abdanken; treue Truppen (2. Garde Infantrie-Division, Jäger-Division und die Armee Mackensen) wären unterwegs.
Ich schlafe in den Kommuns 2.
9. November
Um 10 Uhr gehe ich zum Prinzen und bespreche mit ihm die Lage. Er will den Befehl über die Wachkompanie und über die Stabswache dem Major übergeben, der nach seinen Angaben handeln soll. Dann schickt mich der Prinz zum Bahnhofe Wildpark, um dort Erkundigungen einzuziehen, ob die Strecke von Beelitz nach Wildpark zerstört ist. Anschließend fahre ich mit dem Auto  zur Kommandantur, um dort über eine Sperrung der Havelbrücken und eine Bereitstellung von Artellerie für das Neue Palais zu verhandeln.
In der Kommandantur begegnen meine Fragen einer merkwürdigen Aufnahme. Ich sehe, dass diese Behörde zu jedem Nachgeben bereit und gewillt ist, den voraussichtlich erscheinenden Soldatenrat anzuerkennen. Der Kommandant sagt mir dann noch: ,Sie werden wohl das alles dem Prinzen erzählen.' Als ich dies als wahrscheinlich bejahe, schlägt er vor, ich solle den Prinzen bitten, herzukommen, um sich über die Lage zu orientieren. Ich fahre hinaus und sage dem Prinzen meine Ansicht. Er verneint ein Hereinfahren und befiehlt, ich solle den Kommandanten herholen. Dieser hat dann dem Prinzen seine Ansicht dahin auseinandergesetzt, dass er sich dem Soldatenrat unter der Bedingung unterwerfen würde, dass das Leben Ihrer Majestät gesichert wäre.
10.November
Der Prinz hat herübergeschickt, ich solle zu ihm kommen. Er bittet mich, zur Villa Ingenheim zu gehen und mich dort umzusehen. In der Villa ist alles in Ordnung. Um 12 Uhr wird der Schutz der Villa von einer Wache des Soldatenrats übernommen.
Im Neuen Palais ist innerhalb der Stabswache gestern ein Soldatenrat gegründet worden, der beschlossen hat, bis heute Mittag den Schutz des Neuen Palais zu übernehmen. Die Leute erklärten aber auch sofort, auf Eindringlinge nicht mehr schießen zu wollen. Am Abend verließen sogar Innenposten ihre Plätze. Im Übrigen hielt der Potsdamer Soldatenrat entgegen dem Berliner auf strengste Ordnung.
Abends gibt der Prinz mir den Befehl, morgen nach Berlin zum Kriegsminister Scheüch zu fahren, um über einige Fragen Rücksprache zu nehmen.
Als die Kaiserin mich heute in Zivil sah, sagte sie: ,Nun, wie traurig in Zivil.' Ich entgegnete, es sei besser, man ziehe Zivil freiwillig an, als wenn man die Uniform zwangsweise ablegen müsse. Da sagte sie: ,Ja, das habe ich Fritz auch schon gesagt.' Die Prinzen tragen seit heute morgen Hofjagduniform.
11. November
Um 9 Uhr fahre ich vom Bahnhofe Wildpark nach Berlin. Das Straßenbild ist regelmäßig. Auf dem Palasthotel weht die rote Fahne. Ich gehe zum Kriegsminesterium und finde dort nach langen Suchen einen Kanzleidiener. der mich beim Adjutanten von Ezzelenz Scheüch anmeldet. Nach kurzem Warten werde ich zum Kriegsminister hineingelassen. Scheüch kenne ich von den Argonnen her, wo er neben uns die 33. Division führte. Er ist in Zivil, sieht bleich und abgemagert aus. Ich bitte ihn im Auftrage des Prinzen um Aufklärung der Lage. Er setzt mir den Kampf zwischen der Regierung und der Spartakusgruppe auseinander. Er erblickt in der Einigung der Sozialdemokraten mit den Unabhängigen eine Festigung der Lage. Ebert und Güdekum haben es als Anstandspflicht erklärt, das Neue Palais und das Leben Ihrer Majestät zu schützen. Der Abgeordnete Molkenbur wird für kurze Zeit vorgelassen. Mit ihm bespricht Scheüch den Schutz des Neuen Palais. Molkenbur will versuchen, in der Sitzung des Großen Berliner Soldatenrats, die um 12 Uhr im Reichstage stattfindet, die Sache zu besprechen.
Über die Abdankung erfahre ich noch, dass der Kaiser gewillt war, mit den Truppen in Spa den Vormarsch Richtung Heimat anzutreten. Als aber der Putsch geglückt war und die Soldatenräte von Köln und Aachen zum Großen Hauptquartier unterwegs waren, hat Hindenburg dem Kaiser geraten nach Holland zu gehen. Das Wolffsche Telegraphen-Büro ist in der Hand der Spartakusgruppe. Es setzt natürlich die wahnsinnigsten Nachrichten in die Zeitungen.

Die Straßenverkäufer in Berlin nutzen die Stimmung aus. Man könnte heulen vor Wut, wenn im scheußlichen Berliner Dialekt einem entgegen gerufen wird: ,Der Kaiser interniert! Hindenburg auf der Flucht! Auch der Kronprinz von Bayern geflüchtet! Große Verbrüderung mit den Franzosen, Engländern und deutschen Truppen an der Front!'
12. November
Ich fahre um 9 Uhr nach Berlin, um von Scheüch noch einige Sachen zu erfragen, wie zum Beispiel. Fahneneid, Militärische Stellung des Prinzen.
Die Regelung der Abfahrt Ihrer Majestät (die Prinzen wollten nun doch in Potsdam bleiben) hat ganz Kabinettsrat von Spitzemberg übernommen. Die Abfahrt ist wieder fraglich geworden, da die Zustände in Holland nicht einwandfrei sind.
Um 5 Uhr fahre ich zum Neuen Palais und sitze eine Stunde mit dem Prinzen und der Prinzessin plaudernd zusammen. Da der Kaiser nicht förmlich abgedankt hat, hofft der Prinz immer noch, das Haus Hohenzollern käme noch mal zur Regierung. Trugschluß! Wenn auch überall die jetzigen Zustände bei arm und reich verhasst sind, dazu kommt es nicht mehr. Um 1/2 8 Uhr werde ich entlassen und wohne fortab auch wieder nachts zu Hause."
Morgen will ich mit dem Kabinettsrat der Kaiserin von Spitzemberg zusammen nach Berlin fahren, um das Weitere für die Abfahrt zu regeln. Gottlob übernimmt nun Spitzemberg auch etwas von der ganzen Sache.

Über die Abdankung erfahre ich noch, daß der Kaiser gewillt war, mit den Truppen in Spa den Vormarsch Richtung Heimat anzutreten. Als aber der Putsch geglückt war und die Soldatenräte von Köln und Aachen zum Großen Hauptquartier unterwegs waren, hat Hindenburg dem Kaiser geraten nach Holland zu gehen. Das Wolffsche Telegraphen-Büro ist in der Hand der Spartakusgruppe. Es setzt natürlich die wahnsinnigsten Nachrichten in die Zeitungen. Die Straßenverkäufer in Berlin nutzen die Stimmung aus. Man könnte heulen vor Wut, wenn im scheußlichen Berliner Dialekt einem entgegen gerufen wird: ,Der Kaiser interniert! Hindenburg auf der Flucht! Auch der Kronprinz von Bayern geflüchtet! Große Verbrüderung mit den Franzosen, Engländern und deutschen Truppen an der Front!'
Damit schließen die Aufzeichnungen Hans (XLIIIU.) Klausens aus den Aufruhrtagen. Am 8. Dezember 1918 wurde er von der Stellung als Persönlicher Adjudant des Prinzen Eitel-Friedrich enthoben und in das 1. Garde-Regiment zu Fuß zurückversetzt. Folgende Auszeichnungen sind ihm verliehen worden: Eisernes Kreuz 2. Klasse (17. September 1914), Eisernes Kreuz 1. Klasse (23. März1915), Ritterkreuz des Hohenzollerschen Hausordens mit Schwertern für Elérn (15. Oktober 1916), Verwundetenabzeichen (schwarz), Fürstlich Hohenzollernsches Ehrenkreuz 3. Klasse mit Schwertern, Österreichisches Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse mit Kriegsdekoration, Oldenburgisches Friedrich-August-Kreuz 1. und 2. Klasse. Nach dem Kriege führte Hans (XLIII.) Klaus 4 Wochen eine Kompanie des zurückgekehrten 1. Garde-Regiments. Kurz vor dem Sturm auf das Gebäude der sozialistischen Zeitung "Der Vorwärts" in Berlin, das von Potsdamer Garden aus der Hand der Spartakusgruppe den Mehrheitssozialisten zurückerobert wurden, erbat er seine Entlassung, nachdem er mit dem Obmann des Soldatenrates des Regiments aneinander geraten war. Unter dem 18. Juli 1919 wurde ihm der Abschied mit Pension und die Erlaubnis zum Tragen der Uniform seines Regiments bewilligt.
Was nun tun, war für Hans (XLIII.) Klaus leicht zu beantworten. Nicht nur die Erbschaft von Sagisdorf, sondern auch noch eine andere, wesentlich wertvollere, stand ihm in sicherer Aussicht. Wilhelm von Rauchhaupt auf Storkwitz und Queis, der Bruder der Großmutter Hans (XLIII.) Klausens, Klara von Rauchhaupt aus dem Hause Queis, hatte im Jahre 1893 diese beiden Güter in ein Fideikommiß umgewandelt und bestimmt, dass beim Aussterben seiner eigenen Nachkommen die seiner Lieblingsschwester Klara Fideikommiß Erben sein sollten. Dieser Fall trat ein; denn die Kinder Wilhelms von Rauchhaupt aus der ersten Ehe verschieden ohne Nachkommen. Der aus der zweiten Verbindung stammende Sohn, Hans von Rauchhaupt, fiel 1915 im Weltkriege ebenfalls kinderlos. Nachzuholen ist, dass Hans (XLIII.) Klaus bereits während des Feldzugs in den Ehestand getreten war. Er hatte sich den 4. Oktober 1917 in Nedlitz bei Potsdamm mit der am 17. November 1895 zu Rendsburg geborenen Ida Eugenie Karla Ilse von Diringshofen, einer Tochter des Generalleutnants a.D. Max Alexander Ludwig Paul von Diringshofen und dessen ersten Gattin Margarete de Haen — Schwester seines Freundes und Regimentskameraden, des am 16. September 1914 im Fort Brimont bei Reims gefallenden Leutnants Siegfried von Diringshofen — , die er schon seit seinen ersten Leutnantsjahren glühend verehrte, verheiratet.
Als angehender Großgrundbesitzer widmete er sich natürlich der Landwirtschaft, studierte drei Semester auf der Universität Halle, hörte dort nicht nur rein fachwissenschaftlich, sondern auch volkswirtschaftliche sowie juristische Vorlesungen und war dann 2 1/2 Jahre praktisch beim Rittergutsbesitzer Georg von Zimmermann auf Neukirchen (Kr. Merseburg) tätig. Schon 1919 hatte er mit den Seinigen den Wohnsitz von Potsdam nach Halle verlegt. Hier blieb die Ehefrau mit den inzwischen geborenen zwei Söhnen auch während der praktischen Tätigkeit ihres Gatten wohnen. Im Jahre 1923 siedelte die ganze Familie nach Sagisdorf über. Durch Änderung der dortigen Pachtverträge verstand es Hans (XLIII.) Klaus, die Einnahmen aus dem verpachteten Gelände dem sinkenden Geldwert anzupassen und dadurch dieses alte Familiegut sich und seinen Nachkommen zu erhalten. Dann kündigte er nach und nach den bäuerlichen Pächtern und entwickelte bis 1940 aus den vorhandenen Obstplantagen von 2 Morgen einen mustergültigen Gemüseanbaubetrieb von 265 Morgen, verbunden mit Warm- und Kalthäusern für dessen Erträgnisse er in den benachbarten Großstädten Halle und Leipzig guten Absatz fand.
Schwere Sorgen bereitete ihm die in Aussicht stehende Fideikommißerbschaft. Die derzeitige Besitzerin, die verwitwete Frau Elisabeth von Rauchhaupt, geborene Freiin von Obernitz, eine im Ende der siebziger Jahre stehende alte Dame, war den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der damaligen Zeit nicht gewachsen. Sein Vorschlag, ihm Storkwitz zu verpachten, schlug fehl. Queis war verpachtet, aber der Pächter zahlte wenig und bewirtschaftete das Gut schlecht. Nur mit Mühe gelang es Hans (XLIII.) Klaus, die von der Tante Elisabeth zu äußerst ungünstigsten Bedingungen getätigten Verkäufe von Kohlenvorkommen unter beiden Gütern zu verhindern und durch bessere Verträge zu ersetzen. Andere Schwierigkeiten kamen hinzu. Die vom Vater seiner verstorbenen Schwiegermutter, Eugen de Haën, im Jahre 1861 gegründete große chemische Fabrik in Seelze bei Hannover musste 1921 wegen ungünstiger Verhältnisse in eine Aktiengesellschaft de Haën umgewandelt werden.
Seinen Wohnsitz in dem Queis benachbarten Sagisdorf behaltend, dessen Herrenhaus er 1934 durch Aufstockung der von seinem Großvater Bruno angebauten beiden Flügel vergrößern und verschönern ließ, widmete sich Hans (XLIII.) Klaus nunmehr mit der ihm eigenen Tatkraft der Bewirtschaftung des großen Besitzes. Er hat es verstanden, diesen mit Umsicht, Fleiß und Sparsamkeit durch die ungünstige Wirtschaftszeit erfolgreich hindurch zu steuern. Storckwitz und Sagisdorf (Letzteres jetzt Erbhof) blieben in eigener Verwaltung. während Queis 1930 für 18 Jahre einen zuverlässigen Pächter erhielt. Seine Gattin steht ihm als landwirtschaftliche Hausfrau und feste Stütze treu zur Seite. Er selbst schreibt in seinen Lebenserinnerungen in dieser Beziehung: "Nach der Pachtübernahme von Queis war die Parole für mich, heraus aus dem Alltag. Im Auto fort, alleine mit meiner tapferen, lieben Frau, die wusste, was ich ausgestanden hatte. Wusste es auch, wenn wir manchmal schwiegen, aber im Schweigen einig waren. Sie war in den Sorgen der Politik mein bester Kamerad, sie war es auch im wirtschaftlichen Leben. In den Jahreswenden, wenn ich meine Erinnerungen abschloss, konnte ich ihr oft danken für ihren vollen Einsatz als Mutter und Frau. Manche wirtschaftliche Verbesserung in Sagisdorf und somit die Fortentwicklung dieses Gutes verdanke ich ihren selbstlosen Zustimmungen, Geldausschüttungen aus ihrem mütterlichen Erbe in den Betrieb stecken zu können. Aus einem mit materiellem Glück überaus gesegneten Elternhause mit vorbildlichem Familienleben in Liebe und Geborgenheit stammend, riss sie der Krieg mit 19 Jahren in den unerbitterlichen Ernst des Lebens. Im April 1915 starb ihre Mutter, nie erholt von der Erschütterung des Heldentodes ihres Ältesten im September 1914. Aus freiwilliger Krankenpflege in Hermannswerder zu Potsdamm entlassen, stand sie nun mit 19 Jahren dem großen Haushalt in Nedlitz und den drei Geschwistern im Alter von 15, 10 und 5 Jahren als Mutter vor, während der Vater als Brigade- und Divisionsführer im Felde war. Dem Glück, selbst vier Kinder ihr eigen nennen zu können, dankt sie in einer Betreuung und Pflege ihrer Lieblinge mit unnachahmlicher Pflichttreue und psychologischer Einfühlung."
Hans (XLIII.) Klaus ist Mitglied des Kreisausschusses und hat auch noch manche andere Pflicht- und Ehrenämter inne. Ein in der Nacht vom 31. August zum 1. September 1930 in Queis ausgebrochener Brand, der die dortigen beiden großen Scheunen mit voller Ernte restlos vernichtete, vermochte die günstige wirtschaftliche Entwicklung nur vorübergehend zu stören.
Die Beauftragung Adolf Hitlers mit der Bildung der Reichsregierung im Jahre 1933 erlebte Hans (XLIII.) Klaus in Sagisdorf als politischer Beobachter. Es erfolgte eine Berufung in neu geschaffene Ehrenämter nach der anderen, die im Jahre 1934 mit der Ernennung zum Landeshauptabteilungsleiter III der Landesbauernschaft Sachsen-Anhalt ihren Höhepunkt erreichten. Mit letzterer Stellung war die Aufnahme in den Landesbauernrat Sachsen-Anhalt verbunden. Über dieses verantwortungsvolle und arbeitsreiche Amt berichtet er in seinen Lebenserinnerungen:
"Meine Tätigkeit als Hauptabteilungsleiter nahm meine Kraft und Zeit stark in Anspruch. Viele Kämpfe mussten ausgefochten werden, die die Neuregelung aller Marktverhältnisse und des gesamten Genossenschaftswesens mit sich brachten. Es war klar, dass meine Privatbetriebe von mir nicht mehr in dem Maße betreut werden konnten, wie es für mich notwendig schien. Sollte ich aber nun, nachdem die Stellung mir anvertraut war, schwach werden? Ich habe oft Gewissensbisse gehabt, oft schien es mir unverantwortlich meiner Familie gegenüber und dem Besitze, mich so restlos für die Sache zu opfern. Zunächst wollte und musste ich aber durchhalten. Ich war ebenso entschlossen, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen, wenn es an den Bestand der Besitzungen gehen sollte."
Als die Folgen der Missernte des Jahres 1934 und die Flüssigmachung der Erbschaftssteuer für Storkwitz und Queis seine ganze Kraft erfordeten, die durch die Mitgliedschaft oder den Vorsitz im Aufsichtsrate von 22 Zentralinstituten, Banken und Wirtschaftgruppen über menschliches Vermögen in Anspruch genommen war, fährt er in seinen Lebenserinnerungen fort:
"Keiner wird bezweifeln, dass hier des Guten zuviel war und mein Privatleben unter der Bürde solcher Ämter zerstört werden musste. Es galt nunmehr die Konzentration auf die Betriebe. Der Boden rief mich, die Bodentreue fordete ihr Recht. Wie oft hatte ich an der einen Hand der vielen Vorbilder anderer Familien, besonders aber der eigenen, die Gefahr gesehen, bodenuntreu zu werden aus Gründen selbstloser Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft."
Auf seinen Wunsch wurde Hans (XLIII.) Klaus daher durch Schreiben vom 2. Juli 1935 vom Reichsbauernführer mit warmen Dankesworten für die bisher geleistete Arbeit von seinem Amt entbunden. Im Hinblick auf seine großen Verdienste ist er bei der Neubesetzung des Landesbauernrates Sachsen-Anhalt im Juli 1936, ohne Amtsträger zu sein, erneut in den Landesbauernrat berufen worden.
Hier sollen noch einige seiner äußerst beherzigenswerten Ausführungen zur Bodentreue des Adels wiedergegeben werden: "Die Lockungen, im Staatsdienst als Offizier oder Beamter eine viel angesehendere und abwechslungsreichere Stellung zu haben wie auf dem Lande, taten das ihre hinzu, um bodenuntreu zu werden. Auch die Heiraten der Werdersöhne haben nicht sehr zur Erhaltung oder Vermehrung des Besitzes beigetragen. Unsere Vorfahren scheinen in den letzten Generationen der jerichowschen Grundherrlichkeit nicht mehr den robusten Sinn des Pflügers und Landmanns gehabt zu haben. Sie waren vielmehr in erster Linie Staatsdiener geworden und beschäftigten sich nur nebenher mit der Landwirtschaft, mit dem Ergebnis, dass sie den zu Beginn des vorigen Jahrhunderts herrschenden schwierigen landwirtschaftlichen Verhältnissen nicht mehr gewachsen waren und den Besitz aufgeben mussten. Ähnlich lagen die Verhältnisse in meiner engeren Familie auch in späterer Zeit. Die Ansätze meines Urgroßvaters (Timon (Timon Moritz Ludwig III.) Sagisdorf selbst zu bewirtschaften, blieben bald stecken. Mein Großvater (Bruno Rudolf) hat schon kaum noch den Sinn für die Bewirtschaftung seiner Scholle gehabt und mein Vater (Nikolaus) erst recht nicht. Sie waren in erster Linie Offiziere und Beamte im besten Sinne des Wortes. Wenn die Verhältnisse nicht durch den verlorenen Weltkrieg eine völlige Änderung bekommen hätten, bin ich überzeugt, dass auch Sagisdorf, der damalige letzte Besitz der Werder, einem Siedlungsunternehmen oder der Großindustrie von Halle zum Opfer gefallen wäre.
Durch diese Erkenntnis aus der Familiengeschichte habe ich versucht, mir selbst und meinen Kindern wieder Bodentreue einzuimpfen. Ich selbst hätte, und die Lockungen waren sehr groß, im Dritten Reiche Stellungen haben können, die mein Leben äußerlich sehr viel angenehmer gestaltet hätten. Das wäre aber auf Kosten der Betriebe gegangen, also wiederum der Anfang von Bodenflucht gewesen. Ich habe diesen Lockungen widerstanden und glaube, das wird in meinem ganzen Leben mein größtes Verdienst gewesen sein. Ich habe auch meinen Söhnen, die wie jeder Junge, immer wieder mit Offizierslaufbahn, äußerer gesellschaftlicher Stellung und glitzernden Litzen verrückt gemacht werden, fast täglich klar gemacht, wohin sie gehören, nämlich aufs Land, und oft habe ich ihnen wörtlich gesagt, sie sollen nicht fliegen lernen, sondern pflügen. Solange ich kann, werde ich darüber wachen, dass dies bei meinen Jungen der Fall sein wird, und erst ihre zweiten und dritten Söhne dürfen wieder dem Staate zum Dienen geopfert werden. Ich bin in dieser Beziehung unerbitterlich und kann mich nicht an den Lockungen erfreuen, die oft aus missverstandener Staatstreue wieder an den Landadel herangetragen werden. Im Laufe der Jahrhunderte hat der Adel dem Staate seine wirtschaftliche Stellung zum Opfer gebracht und ist tatsächlich zum proletarischen Adel geworden, um diesen Ausdruck eines vergangenen Zeitalters noch einmal zu gebrauchen. Es gibt Geschlechter, die bodentreuer, also wohl härter, unempfindlicher, im guten Sinne selbstsüchtiger und vielleicht auch weniger ehrgeizig gewesen sind als das unsrige.
Der eichene Torbalken meines Stallneubaus in Sagisdorf trägt mit unserem schönen Wappen geziert den Spruch:
"Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!"
Möge es von meinen Nachkommen stets beherzigt werden.
Vier Kinder sind aus der so glücklichen Verbindung Hans (XLIII.) Klausens mit Ilse von Dieringshofen hervorgegangen, die sämtlich im elterlichen Hause aufwuchsen und von dort aus die Schule in Halle besuchten, drei Söhne:
Klaus (IX.) Friedrich Max Heinz,
Hans (L.) Christoph,
Dietrich (III.) Semper talis,
und eine Tochter
Gisela Annagrete
Anmerkung:
Die Werder´sche Chronik, aufgeschrieben von Vetter Wolfgang von Werder, endet mit den letzten Aufzeichnungen im Sommer 1939 hier. Wie wir wissen, folgte kurze Zeit darauf die plötzliche Mobilmachung zum 2. Weltkrieg. Ilse von Werder, geb. von Diringshofen blieb mit ihren beiden jüngsten Kindern zunächst auf dem Gutshof Sagisdorf und führte die Betriebe weiter. Ehemann Hans Klaus von Werder wurde mit den beiden älteren Söhnen zum Kriegsdienst von der Wehrmacht eingezogen. Der Jüngere von beiden — Hans Christoph — fiel am 22.10.1944 an der Ostfront. Der Vater wurde aus dem ehemaligen Oberleutnant (1. Weltkrieg) bis 1945 der Major von Werder. Er geriet noch kurz vor Beendigung des Krieges in amerikanische Gefangenschaft auf italienischem Boden und hat als höchster deutscher Dienstgrad im Gefangendenlager das Schicksal seiner Kamaraden zu erleichtern vermocht. Als "Chef" bewohnte er ein eigenes großes Wohnzelt, das u.a. mit Schreibtisch ausgestattet, auch als Lagerbüro von ihm genutzt wurde.

Im Jahre 1963 wurde Hans Klaus von Werder 1. Bundesvorsitzender des Semper-talis-Bundes. Dieser Bund stand für alle ehemaligen Angehörigen des alten Ersten-Garde-Regiments zu Fuß. Hier war Hans Klaus von Werder, wie auch schon früher in leitenden verschiedenen landwirtschaftlichen Verbänden und Ämtern aus seiner Gutsbesitzerzeit vor dem 2. Weltkrieg, emsig und mit Freude angagiert.
Aus diesem alten Regiment  gingen später verschiedene Truppenteile, wie auch das Wachbataillon des Bundesministers der Verteidigung, hervor. Dieses Wachbataillion hielt auch später bei seiner Trauerfeier die Totenwache.

Hans Klaus starb am 9. Mai 1972 in den Armen seiner geliebten Frau Ilse.

Bei der Trauerfeier hielt u.a. sein Sohn Klaus Friedrich von Werder nachfolgende Rede:
Zum Tod des Hans Klaus von Werder
Am 9. Mai 1972 starb im 80. Lebensjahr Hans Klaus von Werder-Sagisdorf in Gürzenich bei Düren, Rheinland. Er starb fern seiner — wie er immer betonte — ihm geraubten Güter Sagisdorf, Storckwitz und Queis in der früheren Provinz Sachsen. Wie er dieses Schicksal überwand, nötigte allen, die ihm begegneten, immer wieder besondere Achtung ab. Wenn es auch immer wieder Anfechtungen in dieser Haltung gab, so war Ulrich von Huttens Wahlspruch doch auch seine Maxime: ,Ich träume nicht von alter Zeiten Glück, ich spreche deutsch und meist're mein Geschick.' Seine persönliche Ausstrahlung trug ihm immer wieder den Ruf eines der letzten Grandseigneurs ein.

Hans Klaus von Werder wurde am 30. August 1892 als Sohn des damaligen preußischen Regierungsrates und späteren Regierungspräsidenten von Ostpreußen und seiner Ehefrau Anna geb. von Frantzius auf dem Rittergut Sagisdorf vor den Toren von Halle an der Saale geboren. Sagisdorf war mit einer nur kurzen Unterbrechung 400 Jahre im Besitz der Werders und der Rauchhaupts, die in mehreren Generationen miteinander verschwägert waren. Werders Ausbildung, aber auch die Tradition und geistige Haltung seines Elternhauses, entwickelten eine Persönlichkeit, für die Treue, Pflichterfüllung und Dienst am Gemeinwohl keine leeren Begriffe waren. Das Stadtgymnasium in Halle, das Gymnasium in Königsberg, die weithin bekannte Klosterschule Roßleben, das Fähnrichsexamen in Potsdam und der Eintritt in das dortige 1. Garde-Regiment zu Fuß, wo er 1912 Leutnant wurde, waren die ersten Stationen auf diesem Wege.

Der alten Zeiten Glück' ging nur wenige Jahre danach zu Ende: Der erste Weltkrieg forderte bereits nach kurzer Zeit von dem jungen Offizier alles theoretisch gelernte in einer bitteren Praxis zu beweisen. Schon damals zeigte sich seine Begabung, Menschen zu führen. Sein tapferer Einsatz mit der 3. Kompanie an der Loretto-Höhe brachte ihm mit der Auszeichnung des ,Hohenzollernschen Hausordens mit Schwertern' höchste Anerkennung, aber was für ihn fast schwerer wog, die Hochachtung aller seiner Leute und Kameraden ein. Eine leichte Verwundung kurierte er beim Tross aus, um beim Regiment bleiben zu können. Aber 2 Jahre später ließ ein schwerer Kopfschuss es doch geraten erscheinen, ihn, den einzigsten Sohn seiner Familie, als persönlichen Adjutanten des Prinzen Eitel Friedrich v. Preußen, dem damaligen Divisionskommandeur, zu verwenden. Als Oberleutnant der Reserve nahm er 1919 seinen Abschied vom aktiven Dienst, um dann später im 2. Weltkriege als Major und Korpsnachschubführer noch einmal alle Härten eines Einsatzes in Rußland mit nochmaliger Verwundung beim Ausbruch aus dem Kessel von Tscherkowo und die bittersten Monate in amerikanischer Gefangenschaft auf italienischem Boden durchzustehen. Was solche seelischen und körperlichen Strapazen für einen doch immerhin schon über 50-jährigen bedeuten, davon vermag sich die heutige junge Generation kaum eine Vorstellung zu machen.

Dass Werder aber nicht nur soldatische Tugenden besaß, bewies er in den 2 Jahrzehnten nach Ende des I. Weltkrieges. Die weitgehendst verpachteten 70 Hektar von Sagisdorf wurden nach und nach wieder in eigene Bewirtschaftung genommen und ein Spezialbetrieb für Edelobst und Frühgemüse entwickelt, aus dessen Erfahrungen zahlreiche Besucher und Fachleute lernten. Als bei Ausbruch des 2. Weltkrieges fast 1 Hektar unter Glas waren und Lastzüge das Gemüse zum Großmarkt Leipzig und darüber hinaus brachten, konnte er manchem Besucher voller Stolz und schmunzelnd die Fotos zeigen, die ihn Anfang der 20er Jahre mit einem Eselwagen von Laden zu Laden in Halle fahrend darstellten. Die Erbschaft 1928 aus dem verwaisten Fideikommiß der Rauchhaupts, mit Storckwitz und Queis, machten ihn und seine Familie vom Gemüsebauern zum größeren Landwirt. Aber auch organisatorische Aufgaben im Reichsnährstand und in der Energieversorgung der Provinz Sachsen wurden ihm übertragen, bis er erkannte, dass ihn all dies von der Führung seiner Betriebe zu sehr ablenkte und ihren Bestand gefährdete.
Sein Interesse hatte sich auch der Familiengeschichte zugewendet. Er hatte erkannt, dass der Ruf der Herrscher zum Dienst in den Armeen seinen Vorfahren zwar hohe Ehren und viele anerkennende Worte eingebracht hatten, die materielle Grundlage, der Besitz an Land, in wenigen Generationen aber auf ein Minimum zusammengeschmolzen war. Dieses Odium wollte er aber seinen Nachkommen gegenüber nicht auf sich laden. Umso härter musste ihn nach diesen im Laufe der Jahre gewonnenen Erkenntnissen die politische Entwicklung treffen, die nun wieder zwang, den Acker zu verlassen und abermals Soldat zu sein. "Nicht fliegen sollt ihr lernen sondern pflügen!" hatte er seinen Söhnen gesagt, die entsprechende Wünsche geäußert hatten. Ihm aber tat er das, was ihm auferlegt war, auch pflichtbewusst und ganz.

Als er im Juli 1944 erneut ein Kommando in Italien erhielt, ahnte er nicht, dass er mit diesem Abschied sein Eigentum nicht Wiedersehen sollte. Am 1. Sept. 1945 kam in Mitteldeutschland das, von den Russen diktierte Bodenreformgesetz heraus: Jeder Landwirt, der mehr als 400 Morgen Land besaß, wurde restlos und entschädigungslos enteignet. Frau und Söhne mussten heimlich den Besitz verlassen, um einer Verhaftung zu entgehen und flohen in den Westen. Hans Klaus v. Werder kam erst Juli 1946 von Italien aus amerikanischer Gefangenschaft zurück nach West-Deutschland. Der Landwirt konnte als Flüchtling Landwirt auf fremdem Besitz noch 5 Jahre bleiben. Dann wechselte er mit fast 60 Jahren abermals seinen Beruf und fing wie 30 Jahre zuvor wieder einmal von vorne an. In der Stadt von Laden zu Laden ziehend, nun begleitet von seiner treuen Frau. Er hatte sie in den Kriegsjahren schon als die ,Prinzipalin' bezeichnet als sie, wie so viele Frauen an die Stelle ihrer Männer tretend, umsichtigend planend und dirigierend die Oberleitung über die Güter übernommen hatte. Jetzt war es ihr fraulicher Geschmack, mit dem sie ihn in einer neuen und ihr näher liegenden Branche beriet: Textil--Vertretung.
Aber der Drang nach dem Boden unter den Füßen dem Eigentum, für das es sich lohnt zu arbeiten, wurde übermächtig, bis es ihm, als dem Flüchtling minderen Rechtes — wie sich die Flüchtlinge aus Mitteldeutschland gegenüber den Ostvertriebenen heute immer noch bezeichnen müssen —- gelang, unter größter persönlicher Anstrengung Grundstück und Haus zu erwerben. Hier haben dann beide zusammen neben ihren Überlandfahrten wieder mit hartem körperlichem Einsatz gearbeitet, um im Nebenerwerb ihr Einkommen zu verbessern, aber auch der Familie eine Heimstatt und ein Zentrum zu geben. Und wieder hat er nicht nur an sich gedacht. Dem Familienverband diente er als Schriftführer und dann als Senior und Schriftführer, um ihren Zusammenhalt zu fördern und die winzigen verbliebenen Reste bei der letzten dieser Zusammenkünfte 1971 in Bad Homburg schon nicht mehr dabei sein konnte, berührte ihn besonders schmerzlich. Immer wieder war er mit seinen Gedanken bei den dort Versammelten.

Über der großen Familie vergaß er seine engere Familie nicht. Mit welcher Freude, mit welchem Einfühlungsvermögen und mit welcher Anteilnahme führte er seine Kinder ins Leben und bildete sie zu tüchtigen Menschen heran. Der Heldentod seines 2. Sohnes musste für die Eltern deshalb ein besonders schwerer Schock sein. Mit welcher Freude sah er seine Enkel heranwachsen und ihren Weg ins Leben nehmen. Wie fröhlich begrüßte er sie in Gürzenich und wie gern kamen sie aus allen Richtungen zur Oma und zum Opa. Das galt für die Kinder wie für die Schwiegerkinder und Enkelkinder.

Vom ,Vati' redeten nicht nur seine Kinder, er war es auch bei seinen Arbeitern und ihren Frauen und sie werden noch weiter so von ihm reden, wie die Enkel vom Opa, und der Leutnant von Werder noch immer unter den alten Gardisten lebt.

Der Werder'schen Familiengeschichte hat Hans Klaus von Werder bereits dem Biographen der 30er Jahre ein gutes Kapitel geliefert. Er wird dem nächsten Familienhistoriker eine Fülle weiteren Stoffes bieten, als ein Vorbild, dem spätere Generationen getrost nacheifern können."
Hans Klaus von Werder mit Ehefrau Ilse,
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Die verlorenen 3 Güter von Hans Klaus von Werder und Ehefrau Ilse,
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Wie wurden Gutsbesitzer 1945 enteignet?

Die Enteignung von Gutsbesitzern im Jahr 1945 fand in den östlichen Teilen Deutschlands statt, die nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetische Besatzung kamen. Diese Maßnahmen wurden insbesondere in der sowjetischen Besatzungszone durchgesetzt, um eine Bodenreform durchzuführen, die darauf abzielte, den Großgrundbesitz zu zerschlagen und die Landverteilung sozial gerechter zu gestalten. Der Vorgang lief wie folgt ab:
1. Bodenreform-Dekrete und -Beschlüsse:
Im September 1945 erließen die sowjetischen Besatzungsbehörden Befehle zur Durchführung der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone. Es gab das Ziel, den Großgrundbesitz zu beseitigen, um die wirtschaftliche Macht der alten Eliten zu brechen und das Land denjenigen zu übergeben, die bisher wenig oder gar kein Land besaßen.
2. Enteignung von Großgrundbesitzern:
Alle landwirtschaftlichen Betriebe und Güter, die mehr als 100 Hektar Land umfassten, wurden entschädigungslos enteignet. Auch Grundbesitz von als "Kriegsverbrecher" oder "aktiver Nazi" eingestuften Personen wurde unabhängig von der Größe enteignet. Die enteigneten Flächen wurden dann in kleine Parzellen aufgeteilt.
3. Umverteilung des Landes:
Die enteigneten Ländereien wurden dann an landlose Bauern, Umsiedler (die sogenannten "Neusiedler"), landarme Bauern und andere Menschen ohne Landbesitz verteilt. Diese Parzellen waren in der Regel recht klein und sollten in erster Linie der Selbstversorgung der neuen Besitzer dienen. Ziel war es, eine neue Klasse von Kleinbauern zu schaffen.
4. Politische Ideologie und Kontrolle:
Die Bodenreform war eng mit den politischen Zielen der sowjetischen Besatzungsbehörden und der neu entstehenden SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) verknüpft. Sie war ein bedeutender Schritt zur Umgestaltung der Agrarstrukturen und zur Einführung sozialistischer Prinzipien in der DDR. Dies wurde später durch die Kollektivierung der Landwirtschaft in den 1950er Jahren weitergeführt, als viele der neuen Kleinbauern in landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) integriert wurden.
Diese Bodenreform führte zur Umverteilung von etwa einem Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der sowjetischen Besatzungszone. Die Enteignungen waren umstritten, da sie ohne rechtliche Grundlage und ohne Entschädigung erfolgten, was für viele Gutsbesitzer und ihre Familien den Verlust ihres gesamten Besitzes bedeutete.
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Die Geschichte zum Rittergut Sagisdorf
 
Erstmal erwähnt war Sagisdorf als Sattelhof mit einigen Kabelhäusern dicht bei Reideburg, wo es durch eine Straße abgesondert war.
1430   Besitzer war Peter von Schköln
1440   Besitzer war Dietrich von Zernitz, der Margarethen Clausens vom Thore Pfänners zu Halle Tochter zur Ehefrau hatte.        
Ihr hatte Erzbischof Günther die Leibzucht an Sagisdorf verschrieben. Außerdem war Heinrich Hacke und Erzbischof Günters Hauptmann zu Friedeburg Mitbesitzer von Sagisdorf.
1476  wurde der Sattelhof an Ernst von Rauchhaupt von Erzbischof Ernst beliehen, mitsamt dem Sedilhof zu Sagisdorf mit Teichen, Baumgarten, Wiesen, Weiden, Äckern, Zäunen und Zimmern, sowie vielen Lehen und Zinsen auf den umliegenden Dörfern. Es gehören auch verschiedene sächsische Lehnstücke dazu die zum Amt Delitzsch gehören. Sagisdorf ist in die Kirche zu Riedeburg eingepfarrt.
1788  wurde Sagisdorf von Karl von Möllendorff erworben. In der Möllendorfschen Zeit ist das alte, mit Burggraben umgebene Haus abgebrochen (1798 bis 1817) und statt dessen der Mittelbau, des Herrenhauses errichtet worden.
1817 kaufte Ludwig (II.) von Werder das vor den Toren der


Stadt Halle liegende Rittergut Sagisdorf von Karl von Möllendorff zu dem geringen Preis von 23.000 Talern. Er fühlte sich dazu besonders bewogen, weil dieses Gut früher jahrhundertelang im Besitz der Familie seiner Frau gewesen war.1850 wurden die Anbauten errichtet.1934-36 ist das Haus von Hans Klaus von Werder in seiner letzten Form ausgebaut worden.
1945 Im April ist das Rittergut durch die russische Kriegs-Besatzung enteignet worden.
1947 Die Außenstelle der orthop. Uni-Klinik Halle befand sich in dem Haus. Das Land ist von einer VEB (Volkseigener Betrieb) bewirtschaftet worden.
1989 Die Wiedervereinigung von West- u. Ostdeutschland brachten Hoffnung, dass das Rittergut Sagisdorf wieder in Familienbesitz gelangt. Doch die Gebäude und das unbebaute Land ging in die Verwaltung des Bundes über, der dann den Grund und Boden quasi ein 2. Mal enteignete und auf eigene Rechnung verkaufte.
Danach Leerstand des Herrenhauses, das im Privatbesitz (Spekulationsobjekt) ist und langsam verfällt. Die Nebengebäude sind schon abgerissen. Das Herrenhaus steht z.Zt. unter Denkmalschutz und die Ländereien sind inzwischen besiedelt.
2014 Abriss der Ruine des Herrenhauses. Damit kann das letzte Stück Land bis auf den Gutspark (Landschaftsschutz-gebiet) besiedelt werden.
Die Geschichte zum Rittergut Queis

Bereits in der Jungsteinzeit haben in der Region rund um das Rittergut Queis Menschen gelebt, was es schwierig macht, die Entstehung des Landgutes genau zu datieren. Die ersten Urkunden, die von Gütern und Höfen in der Nähe von Landsberg berichten, stammen aus der ottonischer Zeit, also dem 10. und 11. Jahrhundert. Man kann daher davon ausgehen, dass auch das Landgut Queis zu dieser Zeit entstanden ist, wenngleich Belege fehlen. Damals befand sich das Rittergut Queis im Machtbereich der Stadt Landsberg, die durch die Markgrafen von Meißen mit der Reichsacht belegt wurde. Da man die Landsberger Burg zu dieser Zeit abreißen ließ, wurde das kleine Rittergut ein wichtiger Herrensitz.

Als Landsberg 1579 sein Stadtrecht zurück erhielt, verlor das Rittergut Queis allerdings schnell wieder an Bedeutung. Es diente fortan vor allem als landwirtschaftlicher Betrieb und als einfacherer Herrensitz der Ritter von Queis. Sie sind es auch gewesen, die im 16. Jahrhundert das heutige Herrenhaus errichten ließen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Eigentümer Hans Klaus von Werder vertrieben und das Landgut ging vollständig in einer Landwirtschaftlichen Genossenschaft auf. Als diese nach der Wende aufgelöst wurde, stand das Rittergut Queis lange Zeit leer, ehe es einen neuen Käufer fand. Da das Gutshaus heute privat genutzt wird, kann es auch nicht besichtigt werden.

Die Geschichte zum Rittergut Storkwitz

Im Jahr 1437 wurde erstmals ein Rittersitz als im Besitz von Hans von Pagk verzeichnet. Die Herren von Friberg besaßen ihn ab 1445, 1471 gefolgt von den Herren von Grobtzk und ab 1499 von den Herren von Scheiding. Unter diesen wurde der Rittersitz 1540 als Sattelhof geführt. Unter Bastian von Scheiding erfolgte 1613 eine Aufwertung zum Rittergut.
Zwischen 1647 und 1730 lag das Rittergut wüst und wurde erst ab 1730/1731 wieder bewirtschaftet. Joachim Friedrich Graf von Flemming hatte das Rittergut Storkwitz 1709 erworben und in jenem Jahr 1730 an die Herren von Scheiding rückveräußert. Weitere Besitzer waren ab 1756 die Familie Friedemann, ab 1792 Christiane Henriette von Krosigk und ab 1797 die Familie von Holleufer. 1820 erwarb die Familie von Pfannenberg das Rittergut. Vierzig Jahre nach ihnen wurde es von der Familie von Rauchhaupt gekauft. Der letzte Besitzer war Hans Klaus von Werder, der das Rittergut 1928 von der Familie von Rauchhaupt erbte. Beide Familien waren eng verschwägert.

1945 erfolgte die Enteignung.

Das Gutshaus ist sanierungsbedürftig und dient heute Wohnzwecken.

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