Gen. 23 Blatt 1 Oskar Friedrich Wilh. Heinrich Stolte - StolteFamilie

Die Familien Stolte und nachfolgend Hoffmann
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Gen. 23 Blatt 1 Oskar Friedrich Wilh. Heinrich Stolte

Die Generationen ab 1236
Das Leben des Oskar Friedrich Wilhelm Heinrich Stolte

Hier unten sehen wir, wo die unterstehenden Namen im optischen Stammbaum zu finden sind.
Hier unten sehen wir, die wichtigsten Orte in seinem Leben.
Der Lebenslauf des Oskar Friedrich Wilhelm Heinrich Stolte bis 1948, mit zusätzlich besonderen Daten aus der Familie die ihm wichtig waren.



24.7.1884, ich werde im Ordensschloß Marienburg, (Westpreußen) als Sohn des Leutnants im Danziger Inf. Reg. Nr. 128 Oskar Stolte - z.Zt.- Adjutant b. Bezirkskommandantur Marienburg und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Dewitz von Woyna, geboren (8.45 Uhr vomitags).
 
20.9.1884, Taufe in der St. Georgskirche zu Marienburg. Taufpaten sind: Meine Großmutter Frau Oberstleutnant Olga v. Woyna geb. v. Priesdorff, mein Onkel Premierleutnant a.D. Dr. phil. Heinrich Stolte, meine Großtante Anna v. Woyna, Hofdame der Maria Anna Prinzessin von Anhalt-Dessau, Frau Oberstleutnant v. Szozepanski, Sanitätsrat Dr. Thiessen.
 
9.4.1891, erster Schultag. Mein Vater ist als Hauptmann und Kompaniechef in das B. Ostpr. Inf. Reg. Nr. 45 nach Loetzen versetzt, wo ich von heute an die Vorschule von Frl. Meyer besuche.
 
11.19.1892, ich komme nach 1 1/2 -jährigen Besuch der Vorschule auf das Gymnasium zu Loetzen (Sepfima).
 
1.10.1898, ich komme auf das Gymnasium zu Lyck, wohin mein Vater in das dort stehende 3. Ball. des JR. 43 versetzt worden ist (Quarta).
 
15.3. 1900, bestehe am Gymnasium zu Lyck das Einjährigen-Examen (mittlere Reife).
 
12.4.1909, Einsegnung durch den Militär-Standortpfarrer Dr. Albert.
 
25.4.1909, ich komme auf das Gymnasium zu Wehlau wohin mein Vater als Major bei der Bezirkskommandantur versetzt worden ist (0bersekunda}.
 
16.2.1903, bestehe am Gymnasium zu Wehlau die Abiturientenprüfung als Primus omnium (war bis in die 1930er Jahre hinein die offliz. Bezeichnung des besten Abiturienten eines Gymnasiums).
 
Ostern 1903 - Herbst 1903, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität zu Königsberg und Berlin (Berlin Sommersemester 1935).
 
21.11.1903, trete als Fuchs in das stud. Corps Masovia ein.
 
22.4.1905, mein Vater zum Bezirkskommando Königsberg versetzt. Nachtigallensteig 14 (Hintertragsheim 23).
 
22.1.1907, bestehe vor der Prüfungskommission beim Oberlandesgericht zu Königsberg das Referendarexamen (als einziger der 5 Prüfungskandidaten).
 
25.1 1907, zum Referendar ernannt und für den 1. Ausbildungsabschnitt (9 Monate) dem Amtsgericht Wehlau überwiesen. Die weiteren Abschnitte der vierjährigen Gesamtausbildungszeit lege ich in Königsberg zurück (Landgericht - Staatsanwaltschaft - Rechtsanwaltschafit- gr. Amtsgericht).
 
1.10. 1907 - 30.9.1908, Einjährig - Freiwilliger beim 1. Ostpr. Feldart.Reg. Nr. 16 zu Königsberg
 
22.1.1911, durch Patent vom heutigen Tage zum Leutnant d. Res. Beim Feldart. Reg. 18 befördert.
 
22.11. 1912, mein Vater durch A.K.0. (Allerhöchste Kabinettsorder) v. heutigen Tage unter Verleihung des Kgl. Kronenordens III. Kl. verabschiedet. Übersiedlung meiner Eitern nach Berlin-Lichterfelde West, Theklastr. 4a).
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·         Anmerkung:
          A.O.K. = wurde vom Monarchen selbständig und eigenmächtig erlassen,
·         war ohne Gegenzeichnung gültig,
         unterlag keiner jurisdiktionellen Kontrolle und
         behielt ihre Gültigkeit, bis sie durch eine neue Order widerrufen oder aufgehoben wurde.
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7.3.1913, lege vor der Justizprüfungskommission zu Berlin die große juristische Staatsprüfung ab und werde durch Patent v. 13.3.1913 mit Dienstalter vom 7.3.1912 zum Gerichtsarsessor ernannt.

1.4.1913 - 31.5.1913, vertrete den im Landgericht l - III in Berlin zugelassenen Rechtsanwalt Behrend (erstes selbstverdientes Geld).
 
2.8.1913 - 31 8. 1914, vertrete den erkrankten Syndikus Graw bei der Ostpr. Generallandschaftsdirektion zu Königsberg (Generallandschafsdirektor Kann).
 
14.1.1914, meine Hochzeit mit Helene Mueller. Tochter des Rittergutsbesitzer Friedrich Mueller und seiner Ehefrau Johanna geb. West zu Adl. Genslack Kreis Wehlau. Ostpr.
 
110.7.1914, Einberufung zur Probedienstleistung beider Militär-lntendantur 1. AK zu Königsberg und gleichzeitige Abkommandierung zu einem Lehrgang für höhere lntendanturbeamte an der Kriegsakademie in Berlin.
 
2.8.1914, Mobilmachung. Abbruch des Kriegskademie-Lehrganges. Rückfahrt nach Königsberg und Meldung beim Feldart. Reg.18. Ich werde als Adjutant beim Stabe der vom Regiment aufzustellenden Res. Mun. K01. Ahfig. 38 des I. Reservekorps eingestellt.
 
2.8.1914 - 15.9.1919 Teilnahme am ersten Weltkrieg: und zwar vom 2.8.-15.9.1914 Adjutant beim Stabe d. Res. Mun. Kol. Abtlg. 38 des l. Reserve-Korps.
 
15.9.1914 - 27.1.1915, zur 2. Etappen-lntendantur d. Garde-Reserve-Korps.
 
28.1. - 31.5.1915, Feldintendanturrat b.d. Etappen-lntendantur d. 10. Armee
 
1.8.15 -15.10.1919, Feldintendant der 77. u. 76. Res. Div: 85. u.4. Ldw. Div. 4. 109. und 35. Inf. Div.
 
24.10.1914, meine Tochter Elisabeth zu Königsberg geboren.
 
1.1.1915, Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse.
 
5.7.1915, durch A.K.0. (Allerhöchste Kabinettsorder) vom heutigen Tage zum Oberleutnant d. Res. der Feldartillerie befördert.

24.2.1916, durch Bestellung vom heutigen Tage u. m. Wirkung vom 1.12.1915 z. etatmässigen Militärintendanturassessor ernannt.
 
30.7.1916 Mein Sohn Hans Henning zu Königsberg geboren.
 
8.11.1918, Verleihung des Eisernen Kreuzes l. Klasse.
 
15.10.1919, Entlassung aus dem Heeresdienst und Übernahme als Finanzamtmann in die Reichsschatzverwaltung (Abt. Ill des Landesfinanzamtes Stettin).
 
31.5.1920, durch Bestallung vom heutigen Tage und mit Besoldungsdienstalter vom 1.12.1915 zum Regierungsrat bei der Reichsschatzvenwaltung (Abt. Ill d. Landesfinanzamtes Stettin) ernannt.
 
1.4.1922, Umzug mit Familie von Königsberg /Ostpr., Nachtigallenstieg 13. nach Stettin, Keddingstr. 1U.
 
1.8.1923, werde nach Auflösung der Reichsschatzverwaltung in die Reichssteuerverwaltung übernommen und als ständiger Vertreter des Vorstehers an das Finanzamt Stettin-Randow versetzt.
 
25.9.1923, Eheschließung meines Bruders Amtsgerichtsrat Herbert Stolte mit Magdalena
 
Ilgner in Beeskow, Mark. Brandenburg
 
23.9.1925, durch Erlaß des Reichsm. d. Inneren nebenamtlich 2. Reichskommissar für Aufruhrschäden beim Aufruhrschadenausschuß Stettin bestellt. Beendigung dieser Tätigkeit im April 1927.
 
22.8.1928 Durch Urteil des Landgerichts II in Berlin vom heutigen Tage (Akz. TR 32728.f8] wird meine Ehe mit Helene Mueller geschieden und sie zum alleinschuldigen Teil erklärt.
 
8.11.1929, meine Mutter zu Berlin-Lichterfelde nach langjährigem Leiden (Lähmungen) gestorben.
 
13.- 18.6.1930, Feier des 100jahrigen Stiftungsfestes des Korps Masovia zu Königsberg.
 
20.7 1932, mit Wirkung vom 1.11932 zum Oberregierungerat ernannt. Unter Versetzung zu der Abtlg. f. Besitz- u. Verkehrssteuern des Landesfinanzamtes Stettin.
 
2. - 10.10.1935, werde zur Teilnahme an einer vom Wehrkreiskommando II durchgeführten Übungsreise im Feldverpflegungsdienst mit Standquartier Kolberg einberufen.
 
6.2.1937, mein Vater zu Berlin-Lichterfelde verstorben.
 
3. – B8. S 1937, zur fachwissenschaftlichen Tagung nach Wiesbaden abgeordnet mit dem Auftrage, dort vor rd. 1200 Teilnehmern des Reichsfinanzministeriums, des Reichsfinanzhofes u. der Landesfinanzämter einen Vortrag über die auf meine Veranlassung in Pommern durchgeführte Mitwirkung örtlicher Sachverständigenausschüsse bei der Einkommensteuer-Veranlagung zu haben.
 
27.7.1937, bei der Neuschaffung von Regierungsdirektorenstellen für die Reichsfinanzverwaltung war auch die Umwandlung des von mir geleiteten besondere großen Finanzamts Süd in ein Regierungsdirektoramt vorgesehen und meine dementsprechende Beförderung beabsichtigt. Infolge ungünstiger politscher Beurteilung durch die N. S.D. A.P. mußte von meiner Beförderung Abstand genommen werden. Ich wurde ganz plötzlich und überraschend ab 1 0.1937 als Vorsteher an das minder wichtige Finanzamt Stettin-Nord versetzt und mein bisheriges Amt unter gleichzeitiger Ernennung zum Regierungsdirektor dem Alt-Parteigenosse Oberregierungsrat Radeke übertragen.
 
25.3 1938, auf die von mir wegen meiner Nichtbeförderung zum Regierungsdirektor sofort erhobene Beschwerde teilt der Stellvertreter des Führers durch ein an den Oberfinanzpräsidenten Pommern gerichtetes Schreiben vom heutigen Tage mit, daß die gegen meine Person erhobenen Bedenken nicht weiter aufrechterhalten werden.
 
7.11. 1938, durch Vfg. d Reichsmin. der Finanzen an das Oberfinanzpräsidium Leipzig versetzt und mit Wahrnehmung der II. Dienstgeschäfte des Regierungsdirektors der Abtlg. Steuern beauftragt, bei gleichzeitiger Vertretung des für unbestimmte Zeit abgeordneten Finanzpräsidenten. Dienstantritt ist der 17.11.1938.
 
21.12.1938, laut Ernennungsurkunde vom heutigen Tage und mit Wirkung vom 1.12.1938 zum Regierungsdirektor ernannt.
 
1.4.1939, Umzug von Stettin nach Leipzig. Kaiserin Augustastraße
 
31.8.1939 Eheschließung meiner Tochter Elisabeth mit dem Oberfeldmeister im Reichsarbeiterdienst Karl Kranz in Worms/Rhein.
 
28.8.1939, 1. Tag der (stillen) Mobilmachung und Abfahrt nach Stettin. Ich bin Chef der Abrechnungsintendantur des II. Armeekorps in Stettin bestimmt worden und habe dort diese neue Behörde einzurichten und beschleunigt in Gang zu bringen.
 
2.10.1939, werde durch Vfg. des Oberbefehlshabers des Heeres vom heutigen Tage als Intendanturrat d. Ldw. unter Verleihung des Ranges wie ein Major bei der Wehrmacht des Heeres mit einem Rangdienstalter vom 1.4.1938 angestellt.
 
21.3.1941, werde durch Vfg. des Oberbefehlshabers des Heeres vom heutigen Tage als Oberintendanturrat d. Ldw. befördert.
 
27.1.1941, mein Enkel Peter Kranz zu Gotenhafen (Gedingen} geboren.
 
30.1.1941, Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes II. Kl. m. Schwertern.
 
24.12.1942, werde durch Vfg. des Oberbefehlshabers des Heeres vom heutigen Tage mit Wirkung vom 15.12.1942 zum Oberstintendant d. Res. Befördert.
 
2.11.1943, mein Enkel Ulrich Kranz zu Büdingen/Oberhessen geboren.
 
30.1.1944, Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes I. KI. m. Schwertern (mit Handschreiben des Stellvertretenen Kommandierenden Generals des II. Armeekorps und Befehlshabers im Wehrkreis II. (General der Inf. Krenitz).
 
31 1.1944, im Zuge der Verwaltungsvereinfachung zwecks Freimachung von Krallen für den Fronteisatz werden ab heute sämtliche Abrechnungsintendanturen aufgelöst. Ihre Aufgaben gehen in starkvermindertem Umfang auf die Wehrkreisverwaltungen über.
 
19 4.1944, scheide nach Erledigung der Abwicklungsarbeiten aus dem aktiven Wehrdienst aus und trete zur Reichsfinanzverwaltung zurück.
 
13 5.1944, da infolge Auflösung mehrerer Oberfinanzpräsidenten -darunter Leipzig - z. Zt. weder meine Einweisung in eine planmäßige Regierungsdirektorenstelle noch die mir zugesagte Beförderung zum Finanzpräsidenten möglich ist, werde ich durch Vfg. vom Reichsminister d. Finanzen vom heutigen Tage bis zur Entscheidung über meine endgültige Verwendung mit Wahrnehmung der Vorstehergeschäfte des Finanzamte Leipzig-Richterstraße beauftragt.
 
18 4.1945, nach nur unbedeutender Gegenwehr durch SS. Polizei und Volkssturm rücken amerikanische Truppen in Leipzig ein. Einsetzung der amerikanischen Militärregierung in der Stadt und dem von den Amerikanern besetzten Teil d. Landes Sachsen.
 
8.5.1945, Deutschland erklärt seine bedingungslose Kapitulation. Übergang der obersten Gewalt in Deutschland geht auf die Regierungen Amerikas, Rußlands, Englands und Frankreichs. Als deren Zentralorgan wird ein alliierter Kontrollrat in Berlin eingesetzt wird. Aufteilung des Reichsgebietes in 4 Einsatzzonen.
 
2.7.1945 Ablösung der amerikanischen Besetzung Sachsens durch die Russen und Einzug der Sowjettruppen in Leipzig. zu dessen Militär-Kommandant der russ. Generalmajor Trufanow ernannt wird.
 
17.8.1945, laut Verordnung der Landesverwaltung Sachsen hat die Bildung eines völlig neuen demokratischen Verwaltungsapparates zu erfolgen. Aus der Zugehörigkeit zur früheren Verwaltung kann weder ein Anspruch auf Wiederverwendung noch sonst irgendein Anspruch geltend gemacht werden. Ehemalige Mitglieder der N.S.D.A.P. usw. dürfen in den neuen Verwaltungsapparat nur übernommen werden, wenn sie eine gegen den Nazismus oder den Krieg gerichtete antifaschistische Tätigkeit nachweisen.
 
11.9.1945, durch einen Prüfungsausschuß í. d. Leipziger Finanzbehörden bestehend aus 3 Mitgliedern des unter kommunistischer Führung stehenden sog. Leipziger Antifaschistenblocks, werden die Vorsteher sämtlicher sieben Finanzämter der Stadt Leipzig ihres Amtes enthoben und die Weiterzahlung jeglicher Bezüge an sie ab 1.10.1945 gesperrt. Die Landessverwaltung Sachsen erklärt auf unseren an sie gerichteten Einspruch diese Amtsenthebung zunächst zwar für ungesetzlich, bestätigt sie unter Berufung auf die vorerwähnte Personalverordnung v. 17.8.1945, dann aber durch nachträgliche Verfügung v. 12.12.1945.
 
1.10.1945, Da ich infolge meiner Amtsenthebung ab heute weder Gehalt noch Pension erhalte und infolge der allgemeinen Beschlagnahme des in Wertpapieren angelegten Vermögens sowie Sperrung der bis zum 7.5.1945 bei Banken und Sparkassen angesammelten Barguthabens keinerlei Zinsen bekomme, bin ich bis auf weiteres ohne jegliches Einkommen. ich muß meinen Lebensunterhalt durch Abvermieten d. größten Teiles d. Wohnung, durch Verkäufe entbehrlicher Möbel pp. Und zurückgreifen auf einen kleinen Geldbestand fristen, den ich vor der Besetzung Leipzigs noch rechtzeitig von der Bank abheben konnte.
 
22.5.1946, Eheschließung meines Sohnes Hans Henning Stolte mit Annagrethe Gisela v. Werder. Tochter d. Rittergutbesitzers Hans Klaus v. Werder auf Sagisdorf bei Halle I Saale. u. seiner Gattin Ilse geb. v. Diringshofen.
 
6.4.1941, mein Enkel Joachim Kranz zu Büdingen/Oberhessen geboren.
 
22.7.1947, mein Enkel Hans-Joachim Heinrich Stolte zu Büdingen/Oberhessen geboren.
 
24.6.1948, durch eine mit dem heutigen Tage für die Ostzone in kraftgetretene. als Währungsreform bezeichnete Enteignung d. Kapitalvermögens erfolgt eine Abwertung der bei Kreditanstalten bestehenden Spareinlagen auf 1/10 ihres Betrages sowie ein Umtausch des umlaufenden Bargeld..............
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  • Anmerkung:
  • Hier enden die Aufzeichnungen des Oskar Friedrich Wilhelm Heinrich Stolte, der am 23.2. 1952 in Berlin-Tegel mit 77 Jahren verstarb. Es ist anzunehmen, dass die fehlenden Seiten seiner pers. Aufzeichnungen verloren gegangen sind. Heinrich Stolte lebte nach seiner Leipziger Zelt mit seiner 2. Ehefrau Liselotte Charlotte. geb. Bork in West-Berlin. Zahringer Straße 24a und wurde dort pensioniert.
  • Es sollte noch erwähnt werden, dass Heinrich Stolte weder im 1. noch im 2. Weltkrieg seine Waffe auf Menschen richten musste. Dies brachte ihm Gott sei Dank der Einsatz in den verschiedenen lntendanturen als Beamter  mit sich.. Die lntendantur war eine militärische Verwaltungsbehörde, die die materiellen Bedürfnisse (außer Waffen und Munition) für die Truppe zu besorgen hatte. Das heißt, er war als militärischer Verwaltungsbeamter tätig. Das schloss aber nicht aus, dass Beförderungen und Auszeichnungen, wie überall in der Wehrmacht, auch privat eine große Bedeutung hatte.
  • unten haben wir einige noch vorhandene Urkunden und Auszeichnungen von Heinrich Stolte eingestellt. Eine Vielzahl vorher erhaltener Urkunden sind durch verschiedene Einflüsse des Krieges vernichtet worden.
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Der historische Bericht des 1. Weltkrieges aus der Feder und Kladde von Heinrich Stolte, so wie er ihn als Intendanturbeamter erlebte. Zuvor noch eine kurze Einleitung die beschreibt wie er in seiner Militärzeit statt Soldat in die Intendantur ging.


Soweit die Landbestellung nicht durch die zurückgebliebene Zivilbevölkerung erfolgte, wurde sie von der Truppe durchgeführt. Ein von mir ausgearbeiteter Wirtschaftsplan legte den Umfang der anzubauenden Fläche nach Art und Menge des verfügbaren Saatgutes fest und ich regelte die Bereitstellung von Arbeitskräften, Gespannen, Maschinen und Geräten. Weiter traf ich Anordnungen über die Durchführung der Erntearbeiten, die Sicherung und Unterbringung der Erntevorräte, die Feststellung und Verwendung des Ernteertrages. Den Einwohnern wurde von ihrer Ernte nur das gelassen, was sie für ihre Ernährung bis zur nächsten Ernte und als Saatgut unbedingt brauchten. Diese Mengen wurden nach der Kopfzahl und unter Zugrundelegung bestimmter Verpflegungssätze genau berechnet. Die Überschüsse waren gegen Zahlung der festgesetzten Preise in dem für das besetzte Ost-Gebiet eingeführten "Oberost-Geld" abzuliefern und wurden, soweit sie nicht zur Truppenverpflegung gebraucht wurden in die Heimat zurückgeführt. Was die Truppe erntete, wurde ihr unter Anrechnung auf die zuständigen Verpflegungsmengen belassen und nur das für die nächste Bestellung notwendige Saatgut zurückgehalten. Zur Sicherung gegen Felddiebstahl und Verheimlichen oder bei Seite bringen von Erntevorräten durch Einwohner und Truppen mußten besondere Überwachungsmaßnahmen getroffen werden. Die Ermittlung, Verteilung und Verrechnung des Ernteertrages war unter diesen Umständen äußerst schwierig und kompliziert. Daneben gingen noch die Bemühungen und Gewinnung von Ersatzfuttermitteln aus Laub, Futterreisig, Heidekraut, Schilf, Brenneselblättern, pp. zwecks Einsparung von Hafer, der für die menschliche Ernährung eingesetzt werden mußte, und zur Nutzbarmachung der verschiedensten wildwachsenden Pflanzen f. Nahrungs- und Genußmittelzwecke. Einen kaum noch zu bewältigenden Umfang nahm die auf mir lastende Verwaltungsarbeit aber an.
Als die Division im März 1918 nach Zusammenbruch der russischen Front infolge der Bolschewicki-Revolution über Minsk und Bobruisk vorrückte und die östlich der großen Beresina und am Djnepr liegenden ausgedehnten Verwaltungsbezirke lgumjen und Rogätschew besetzte. Der Flächeninhalt der beiden Gebiete ist etwa wie Ost- und Westpreußen zusammen. Die Wiedereinführung einer geordneten Landesverwaltung, Wiederbelebung von Landwirtschaft Handel, Industrie und die Erfassung der für die Kriegsführung und die Heimat notwendiger Rohstoffe und Lebensmittel war hier in ganz großem Stil zu organisieren.
Am 12. 6. 1218 erreichte mich im Divisionsstabsquartier Lichinjetz, einem Ort nördlich der am Djnepr liegenden Kreisstadt Rogetschew, der Versetzungsbefehl an die Westfront zu der bei Lille liegenden 4. lnfanterie-Division. Im Westen waren die kriegerischen Ereignisse in ein entscheidendes Stadium getreten. Durch die Friedensschlüsse mit Rußland und Rumänien waren im Osten so starke Kräfte frei geworden, daß mehr als 40 Divisionen nach dem Westen geworfen werden konnten. Die Oberste Heeresleitung hatte sich infolgedessen entschlossen. den Krieg durch einen allgemeinen Angriff an der Westfront unter Einsatz sämtlicher verfügbaren Kräfte zur Entscheidung zu bringen. Die Gesamtlage erschien nicht ungünstig. Die wachsende Unsicherheit der innerpolitischen Verhältnisse in der Heimat, das sichtbare Erlahmen der Widerstandskraft bei den Verbündeten und die ständig wachsende Verstärkung des Gegners durch die laufend eintreffenden amerikanischen Truppen machten zudem ein entschiedenes Handeln zur Notwendigkeit.
Ansicht in einem Schlachtfeld in Frankreich. Überall totale Zerstörung. Nichts war mehr so, wie es vorher war.
Die folgenden drei großen Angriffsschlachten des Frühjahrs 1918 und zwar im März: die "große Schlacht in Frankreich" im Somme-Bogen, im April die Schlacht an der Lys in Flandem und im April die Schlacht an der Aisne zwischen Soissons und Reims, hatten den Feind zwar stark erschüttert und unerwartet großen Gewinn an Gelände. Gefangenen und Kriegsbeute aller Art. Gebracht zu dem erhofften entscheidenden Erfolg, hatten sie jedoch nicht geführt. Die Offensiv-Handlungen mußten also fortgeführt werden.
ln dieser Situation traf ich am 12.6.1918 nach sechstägiger Reise, durch kurze Aufenthalte in Königsberg, Berlin und Brüssel unterbrochener Reise, über Rogatschew - Minsk - Wilna - Königsberg - Berlin - Köln - Lüttich - Brüssel- Lille im Divisionsstabsquartier bei Lille ein. Der Divisions-Kommandeur ist Exz. Freyer. Gleich in der ersten Nacht von feindlichen Fliegern begrüßt, die Bomben abwarfen und in die Fenster meines Ouartiers mit Maschinengewehren hineinschossen. Die Division war an den letzten Kämpfen stark beteiligt gewesen und lag nun hinter der Front in Ruhestellung, so daß ich etwa 3 Wochen Zeit hatte, mich in die neuen Verhältnisse an der Westfront einzugewöhnen. Während dieser Zeit wurden die letzten Vorbereitungen für einen erneuten Angriff an der Flandem-Front getroffen, neue Divisionen rollten heran und am 19.7.1918 wurden wir südlich des Kemmel bei Fleurbeix eingesetzt. Zu der beabsichtigten Flandernoffensive kam es aber nicht. Infolge des Mißerfolges des großen deutschen .Juli-Angriffs auf Reims (15.-17. 6.1918) und eines unmittelbar darauffolgenden überraschenden und heftigen Gegenangriffs der Franzosen auf breiter Front zwischen Aisne und Mame mußten die in Flandern bereitgestellten Angriffsdivisionen zur Verstärkung in den Marne-Bogen heruntergezogen werden. Ich selbst wurde Anfang August zur 109. Infanterie-Division versetzt, die ich über Brüssel -Namur- Mezieres - Gharleville - Gambrai - Peronne am 12.8.1918 erreichte. Infolge von Übernachtungen in Bıüssel und in Charleville, wo das Hauptquartier des Kronprinzen Eitel Friedrich von Preußen lag und ich mich zur Entgegennahme weiterer Befehle zu melden hatte, war die Eisenbahnfahrt bis Cambrei recht interessant und friedlich. Dort änderte sich aber das Bild.
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  • Anmerkung:
    zu dieser Zeit hatte der Armee-Intendant Heinrich Stolte den Befehl dem Adjutanten des Prinzen Eitel-Friedrich wichtige Depeschen zu überbringen und auch neue Depeschen weiterzuleiten. Es wurden auch Gespräche mit dem Adjutant Hans Klaus von Werder über Materialbeschaffung für die umliegenden Einheiten besprochen. Hier haben wir wieder die 3.  Zusammenkunft der Familien Stolte und von Werder gefunden. Auch hier konnte niemand ahnen, dass  die jeweiligen späteren Kinder  einmal heiraten werden. (Siehe auch Hans Klaus von Werder)
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Wilde Gerüchte über die Lage an der Front schwirrten in der Luft herum. Nur unter größten Schwierigkeiten konnte ich mit meinen beiden schweren Feldkoffern zunächst bis zu dem gänzlich zerschossenen und verödeten Peronne und am nächsten Morgen, dem 12.8.1918, mit einem zufällig durchkommenden Transportzug dann weiter zur Endhaltestelle Marchelepot gelangen. Dort mußten wir etwas plötzlich aussteigen und Deckung nehmen, weil englische Flieger den kleinen Bahnhof angriffen. Mit einem Truppenfahrzeug erreichte ich den Divisionsstab, der an einer Waldecke in Erdlöchern hauste, lud meine Koffer ab und fuhr gleich weiter zum Divisionsgefechtsstand, der sich in einem offenen Graben dicht hinter der Infanteriestellung befand und unter schwerem Artilleriefeuer lag. Als ich ihn im Laufschritt erreichte, halte ich bei dem wiederholten Hinwerfen den Helm und meine schöne Browning-Pistole eingebüßt. Neben mir lag der Divisionskommandeur, Exz. v. Behr. auch auf dem Bauch - wir mußten uns totstellen, da wir gerade von über uns kreisenden Fliegern mit Maschinengewehren beschossen wurden. Danach meldete ich mich zum Dienstantritt und besprach mit ihm die zunächst notwendigen Maßnahmen.
Die 109. lnfanterie-Division lag bei Vemlandoville im Somme-Bogen, westlich der Eisenbahnstrecke Peronne - Chaulnes im schwersten Abwehrkampf. Am 8.8.1918 waren die Engländer beiderseits der Linie Amiens - St. Quentin in überraschenden, durch dichten Nebel begünstigten Angıiff mit mächtigen Tankgeschwadern tief in die deutschen Stellungen eingedrungen und hatten uns schwerste Verluste zugefügt. Dieser Erfolg des Feindes wurde zum Wendepunkt des Weltkrieges. Zwar konnte durch schnell vorgeworfene Reserven, zu denen auch die 109. lnf. Division gehörte, ein entscheidender Durchbruch verhindert werden, doch sah sich die Oberste Heeresleitung infolge des nun auf der ganzen Linie einsetzenden Generalangriffes der Entente gezwungen, unsere Front unterununterbrochenem erbittersten Abwehrkämpfen Anfang September in die schon früher vorbereitete, von Arras westlich Cambrai und St. Quentin auf Reims verlaufende "Siegfried¬Stellung" zurück zunehmen. Der Kampf kam hier zunächst zum Stehen, wir jedoch endgültig in die Verteidigung gedrängt und hatten die Freiheit des Handelns verloren. Das bedeutete, wie auf beiden Seiten auch sofort richtig erkannt wurde, daß uns die Möglichkeit, den Krieg siegreich zu beenden, genommen war. Es konnte günstigstenfalls noch ein "Unentschieden" erreicht werden.
Bereits am 19.8.1818 mußte unsere ganz zusammengeschossene Division herausgezogen werden. Die zu Behelfsunterständen ausgebauten Erdlöcher, in denen der Divisionsstab lag, waren infolge dauernder Beschießung mit Ferngeschützen und Abwurf von Fliegerbomben auch ein recht ungemütlicher Aufenthalt geworden.
Der von hier aus zur Truppenstellung führenden Divisionsstab als Oberbaustab 109 erst nach Cambrai, dann weiter zurück nach Schloß lwuy verlegt. Ich selbst wurde nach Erledigung der Abschlußarbeiten Ende September als Feldintendant zur 35. Inf. Division versetzt, bei der ich dann bis zum Schluß verblieb.
Als ich die 35. Inf. Division - Kommandeur General Wohlgemuth – am 28.9.191B in Masny. an der Straße Douei - Denain erreichte, stand die ganze Westfront wieder in einem gewaltigen Ringen. In drei mächtigen Kampfgruppen war Marschal Ferdinand Foch am 25.9.1918 zum Angriff angetreten mit dem strategischen Ziel, die deutsche Front von zwei Seiten her zu durchstoßen und zwar in Flandem und im Zentrum von Westen nach Osten in Richtung auf Gent bzw. auf Cambrai - Maubeuge und aus dem Raume Reims - Verdun her von Süden nach Norden in Richtung Charleville_ Was unsere abgekämpften, zusammen geschossenen und dem Feinde zahlenmäßig weit unterlegenden Truppen in den nun folgenden Kämpfen leisteten, war unvergleichlich. Wunder an Tapferkeit wurden verrichtet, um jedes Grabenstück, jeden Trichter wurde gerungen, in Gegenangriffen der Feind immer wieder zurückgeworfen Regiments-,Brigade-,selbst Divisionskommandeure stellten persönlich mit Offizieren und wenigen Soldaten häufig mit ihren Schreibern und Burschen in kritischen Momenten die Lage wieder her. Allerdings begann sich aber auch der demoralisierende Einfluß der Zustände in der Heimat bemerkbar zu machen, die infolge Versagens von Regierung und Parlament immer deutlicher einer Revolution näher kamen. Es gab Divisionen, welche versagten; die Zahl der Drückeberger hinter der Front vermehrte sich erschreckend; Ersatz aus der Heimat, der an sich durchaus möglich gewesen wäre, blieb fast völlig aus.
Zu den Divisionen, die sich bis zuletzt bewahrten, gehörte auch unsere 35. Infanterie-Division. Schon in der ersten Oktoberwoche stand es fest, daß Marschal Ferdinand Foch sein Ziel wieder nicht erreicht hatte. Die deutsche Front mußte zwar wiederum zurückgenommen werden, war aber an keiner Stelle durchbrochen; Mitte Oktober standen unsere Armeen abwehrkräftig in der als zweite Verteidigungslinie ausgebauten, sich von Brügge über Tournai -Valenciennes - Le Cateau - Marle auf Verdun hinziehenden …………….. (hier endet der Bericht)
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  • Anmerkung:
  • Die weiteren Aufzeichnungen des l. Weltkrieges vom Oberstintendanten Oskar Friedrich Wilhelm Heinrich Stolte, als Teilnehmer im 1. Weltkrieg an der Ost- und Westfront der bis in den September-Oktober 1918 hinein reichte, sind verloren gegangen.

  • Am 15.10.1919 wurde Heinrich Stolte als Intendanturbeamter des Krieges entlassen. Und trat wieder als  Finanzamtmann in die Reichsschatzverwaltung (Abt. III des Landesfinanzamtes Stettin).
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  • Das Ende des 1. Weltkrieges von 1914 - 1918
  • Wichtige Kriegsparteien waren sogenannte „Mittelmächte“, bestehend aus dem Deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn. Ihnen schlossen sich das Osmanische Reich und das Königreich Bulgarien an.
  • Ihnen gegenüber stand die sogenannte „Entete“, auch Alliierte genannt. Zu ihnen gehörte Frankreich, Großbritannien und Russland. Auch andere Staaten wie Italien, Japan oder die USA schlossen sich ihnen an.
  • Das Ende des Krieges an der Westfront wurde mit dem Waffenstillstand von Compiegne am 8. November 1918
  • besiegelt (siehe unten).
  • Der Vertrag wurde in einem Eisenbahn-Salonwagen unterzeichnet, der östlich der nordfranzösischen Stadt Compiegne auf einer Waldlichtung stand.
  • (von rechts) Hinter dem Tisch die franz. Generäle Maxime Weygand und Marschall Ferdinand Foch stehend, sowie die brit. Admiräle Rosslyn Wemyss und Georg Hope, davor stehend die deutschen Delegationsleiter Matthias Erzberger, Albrecht von Oberndorf (Auswärtiges Amt) und Generalmajor Detlof von Winterfeldt,, hinten die Kapitäne Jack Marriott (brit.) und Ernst Vanselow (ganz links).
Am 24.Juli 1384 wurde ich im Ordensschloß Marienburg. Westpreußen als Sohn des Leutnants im Danziger Inf. Regt. Nr. 128 Oskar StoIte und seiner Ehefrau Elisabeth. geb. Dewitz v. Woyna. Vater meiner Mutter, Oberstleutnant Friedrich Dewitz von Woyna war damals Bezirkskommandeur der Marienburg. mein Vater als Bezirksadjutant dorthin abkommandiert. Beide hatten im Ordensschloß Dienstwohnungen inne.
Von Ostern 1893 bis Ostern 1903 besuchte ich infolge der verschiedenen Versetzungen meines Vaters die Gymnasien zu Loelzen. Lvck und Wehlau (0stpr.), bestand am 16.2.1903 zu Wehlau als "Primus omnium" die Abiturientenprüfung und studierte darauf an den Universitäten Königsberg und Berlin die Rechts- und Staatswissenschaften.
Während der ersten 4. Semester war ich bei dem studentischen Korps Masovia zu Königsberg aktiv. Zum Studieren kam ich hierbei nicht viel. schlug aber 14 Mensuren. Davon an einem Tag  unmittelbar nacheinander und brachte es zum Ruf des besten Fechters im Königsberger S.C.
Ein Semester studierte ich darauf in Berlin, ging dann nach Königsberg zurück und bestand am 22.1 1907 vor dem Oberlandesgericht zu Königsberg als einziger von 5 Kandidaten das Referendarexamen. Die vorgeschriebene vierjährige Ausbildungszeit als Referendar legte ich bei den Gerichten pp. in Wehlau (9 Monate) und Königsberg zurück, genügte zwischendurch vom 1.10.1907 bis 30.9.1908 als "Einjährig-Freiwilliger“ meiner militärischen Dienstpflicht beim I. Ostpr. Feldartillerie-Regiment Nr. 16 zu Königsberg und wurde nach Ableistung der bestimmungsmäßigen Übungen durch Patent vom 27.1.1911 zum Leutnant der Reserve dieses Regiments befördert. Am 7.1.1913 legte ich dann vor der Justizprüfungskommission in Berlin die große juristische Staatsprüfung ab und wurde durch Patent vom 13.3.1913 mit auf den 1.3.1912 vorgerücktem Dienstalter zum Gerichtsassessor ernannt.
Meine erste selbständige und bezahlte Tätigkeit als Assessor war im Frühjahr 1913 die zweimonatige Vertretung eines Berliner Rechtsanwalts. Darauf vertrat ich von August 1913 bis Juli 1914 einen erkrankten Syndikus bei der Ostpr. Generallandschaftsdirektion zu Königsberg, anderen Spitze der später - 1920 – durch seinen mißglückten Putschversuch bekannt gewordene Generallandschaftsdirektor Kapp stand. Inzwischen bemühte ich mich um Übernahme in den Verwaltungsdienst, der aussichtsreicher und daher begehrter war als die Laufbahn im Justizdienst, für deren Überfüllung der damals vielzitierte Schüttelreim kennzeichnend war:

„Zwei Greise gingen durch das Korn,
es waren beides Assessoren.
Amtsrichter würden sie noch heute,
hätten sie nicht tausend Vorderleute".

Am 10.1.1914 wurde ich zusammen mit noch zwei anderen Gerichtsassessoren als die einzigen von 81 Bewerben zur Probedienstleistung bei der Militärverwaltung zugelassen und sofort zu einem gerade an der Kriegsakademie Berlin beginnenden Lehrgang für höhere lntendanturbeamte abgeordnet.
Am 14.1.1914 halte ich mich zu Adl. Genslack, Kreis Wehlau mit Helene Mueller-West, Tochter des Rittergutsbesitzers Friedrich Mueller-Genslack und seiner Ehefrau Johanna geborenen West, verheiratet.
Der Kriegsakademie-Kursus, an den sich noch eine Generalstabsreise und weiterhin die praktische Ausbildung bei der Militarintendantur des l. Armeekorps in Königsberg anschließen sollte, wurde durch den Ausbruch des Weltkrieges plötzlich beendet. Ich mußte, da ich mich lt. Kriegsbeorderung schon am 1. Mobilmachungstage, also am 2.8.1914 beim Regiment zu melden hatte. Hals über Kopf nach Königsberg zurückfahren und wurde hier zum Adjutanten des aufzustellenden Stabes der Artillerie-Munitionskolonnenabteilung 36 des l. Res. Korps bestimmt. Innerhalb von 6 Tagen halte ich an Hand des Mobilmachungsterminkalenders die Zusammenstellung und Ausrüstung des Stabes mit Mannschaften, Pferden, Fahrzeugen, Waffen, Geräten, Dienstvorschriften, pp. durchzuführen und am 8.8.1914 ging es ins Feld. Wir wurden zunächst in die Gegend von Nordenburg abbefördert wo allmählich auch die uns unterstellten Munitionskolonnen eintrafen und in unsere Obhut genommen wurden. Ich hatte hier noch eine Woche Zeit, mich in die Praxis meiner Adjudantentätigkeit einzugewöhnen, dann erhielt ich den Truppen zugeteilten österreichischen Unterintendanten Grassl. Infolge zäher Verteidigung und heftiger Gegenangriffe der Russen, kamen die Abteilung den Befehl, neue Einkünfte am Mauersee in Masuren zubeziehen. Mit Karte und Kilometermesser, unter genauer Berechnung der Marschlangen der einzelnen Kolonnen und der anzusetzenden Marschzeiten arbeitete ich unter erheblichem Kopfzerbrechen meinen ersten großen Marschbefehl für die Abteilung aus.
Am Morgen des 16. August ging es an der Spitze unserer mehrere Kilometer langen Marschkolonne dem Feinde entgegen. Es erfolgten die ersten Zusammenstöße mit der in Richtung lnsterburg - Königsberg vordringenden Armee Rennenkampf und zwar am 19.- 29.8.1914 die Schlacht bei Gaweiten - Gumbinnen und am 26.8.1914 das Gefecht am Boessauer See. Dann kam der Rückzug unserer B. Armee: das Zurückfluten der nach zehntausenden zählenden Masse der fiüchtenden Zivilbevölkerung, die mit ihren Fahrzeugen und Viehherden alle Wege verstopfte: das Aufgeben der Städte und Dörfer in Flammen, das zügellose Wüten der Kosakenhorden: bis mit dem Eintreffen von Hindenburg und Ludendorff der Umschwung einsetzte.
Die Rückwärtsbewegung wurde abgestoppt. ln Gewaltmärschen wurden wir in die Gegend von Allenstein (Ostpr.) gezogen und nahmen teil vom 23.-31.8.1914 an der Schlacht b. Tennenberg, in welcher die russische Narew-Armee vernichtet wurde. Und dann vom 5.-15.9.1914 an der Schlacht a.d. Masurischen Seen, in der die Armee Rennenkampf entscheidend geschlagen und damit Ostpreußen, vom Feinde befreit wurde.
Am 16.2.1914 wurde ich ganz überraschend auf Anforderung der Militärverwaltung, die mir der Korpsintendant l.R.K. Graf Clairon d'Haussonville am 15.9.1914 persönlich übermittelte. Ich wurde zur Etappenintendantur der 8. Armee in Rastenburg abberufen und mußte meine mir sehr lieb gewordene Abteilung, meine Dienststellung und meine drei schönen Adjutantenpferde aufgeben. Schon nach kurzer Einarbeitung wurde mir vom Etappenintendanten die Verwaltung eines selbständigen Dezernats übertragen, nämlich die Versorgung der 8. Armee mit Materialien verschiedenster Art.
Als sehr interessante Sonderaufgabe habe ich Mitte November Anordnung des Armeeintendanten, die beschleunigte wirtschaftliche Amierung der von den Russen bedrohten Festung Boyen bei Loetzen an Ortund Stelle durchzuführen.
Anfang Dezember erhielt ich, als in den ersten Kriegsmonaten noch seltene Auszeichnung, das E K ll mit der Begründung: "St hat sich als Adjutant der Res. Mun.Kol.Abtlg 36 bei den Überfällen auf die Abteilung bei Kowarren und Grieslienen sowie durch gefährdete Ordonanzritte ausgezeichnet und ist dann bei der Et. lntdtr. 8 Armee mit unausgeserztem Eifer und größtem Erfolg tätig gewesen".
Am 24 Oktober 1914 wurde zu Königsberg meine Tochter Elisabeth geboren. Da mir ein Dienstauto zur Verfügung stand. konnte ich in dieser Zeit öfter von Rastenburg zu kurzem Besuch nach Hause fahren.
Am 5.12 1914 wurde ich telegraphisch zur weiteren Dienstleistung der Feldintendantur des Garde-Reserve-Korps überwiesen, dessen Generalkommando z. Zt. In Czenstochau (Polen) lag und das sich aus der ersten Garde-Reservediv. und der ungarischen 27. lnf Truppen-Division zusammensetzte Kommandeur Exz. von Gallwitz. Da der Vormarsch des Korps in der allgemeinen Richtung auf die Weichsel und Warschau zu unmittelbar bevorstand. Wurde ich sofort der Gefechtsstaffel des Generalkommandos zugeteilt und hatte hier zusammen mit einem Generalstabshauptmann und völlig getrennt von der bei der ll Staffel verbleibenden Korpsintendantur den gesamten Verpflegungsnachschub zu bearbeiten Eine mir völlig neue sehr schwierige und bis tief in die Nachte hinein sich ausdehnende Tätigkeit, zu der dann noch die körperliche Anstrengung des täglichen vielstündigen Pferdemarsches hinzukam. Glücklicherweise fand ich viel Unterstützung durch meine Leute. Die Hauptkampfhandlungen an denen wir teilnehmen, waren 14 -16.12.1914 = Gefecht bei Gomulh. Einnahme von Petrilcau. 18.12.1914 - 21.1.1915 = Kämpfe an der Plica. Am 3.1 1915 ging das Garde-Resenielcörps in der erreichten Linie zum Stellungskampf über, so daß wieder ruhigere Tage kamen. Korpshauptquartier wurde die Stadt Tomaszow, an der südlich Warschau an der Weichsel, fließenden Pillca. Am 1.6.1915 kam ich wieder an die Front. Ich wurde zum Feldintendanten der Tlf Resenre-Division ernannt, die zum Verband der 10. Armee gehörte Kommandeur General Brosius: Divisionsstabsquertier Suwaki. Meine neue Dienststellung war etwas verwinkelt. Während ich als Feldintendant Militärbeamter, unmittelbarer Vorgesetzter der mir unterstellten Feldverwaltungsbehörden (lntendantur und Proviantamt) war und in reinen Verwaltungsangelegenheiten nur den Anweisungen des mir vorgesetzten Korps-und Armeeintendanten unterstand, war ich als Abteilung Na gleichzeitig eine Dienststelle des Divisionsstabes und in dieser Eigenschaft an die Befehle des Divisionskommandeurs gebunden. Als Feldintendant hatte ich den Rang eines Stabsoffiziers und war nach dem Divisionskommandeur der Rangälteste, trug dabei zunächst aber immer noch die Uniform eines Leutnants der Feldartillerie. Daß es da - auch in der Folgezeit - nicht immer leicht war Reibungen zu vermeiden und sich entsprechend durchzusetzen, liegt auf der Hand. Meine Einarbeitung wurde mir dadurch wesentlich erleichtert, daß die Division in einem ziemlich ruhigen Frontabschnit in Stellung lag und beim Stabe ein außerordentlich kameradschaftlicher netter Geist und Ton herrschte. Leider wurde ich schon Anfang August 1915 als Feldintendant zur benachbarten T5. Reservedivision weiter versetzt, welche herausgezogen und auf Kowno zu in Marsch gesetzt worden war und aus diesem Grunde Ablösung ihres bisherigen Feldintendanten verlangt hatte, der nun mit mir tauschte. Die dringlichen Versuche meines Divisionskommandeurs, diese Versetzung rückgängig zu machen, scheiterte. Der T6. Reserve-Division gehörte ich vom 8.8.1915 - 23.10.1916 an und gehörte zum Kommandeur. Exz. Elstemıann v. Elster. Da die Division dauernd an den steckengebliebene Verpflegungskolonnen vorwärts zu peitschen, durch große mit beigetriebenen "Panje"-Wagen ausgerüstete Requisitionskommandos, Landesvoräte zusammen zu bringen, geeignete Ausgabestellen zu bestimmen, Verbindung mit den weit rückwärts arbeitenden Beamten und den Führen der Kolonnen und Beitreibungs-Kommandos zu halten, das ganz besondere wichtige und schwieriges Problem der Brotversorgung durch geeignete Verwendung der Feldbäckereikolonne zu lösen, von der immer ein Teilbacken und die anderen Teile marschieren mußten, usw. usw. konnten kaum gelöst werden.
Dann am 6.2.1917 größeres erfolgreiches Stoßtruppunternehmen der Division. bei Saberesina als Vergeltung dafür, daß die Russen weiter südlich in nächtlichem Überfall einen ganzen deutschen Divisionsstab aufgehoben und niedergemacht hatten, der das vor ihm liegende Sumpfgebiet für unpassierbar gehalten und sich nicht genügend gesichert hat.
Mehrtägiger Besuch von Lida und Warschau.
Ende April wurde ich zur 4. Landwehrdivision weiter versetzt, der ich vom 25. 4.1917 -18.6.1918 angehörte: Kommandeur Exz_ v. Malachowski_ Die Division lag nördlich Baranowitschi am Szennretech und der oberen Schtschara in gut ausgebauter Stellung hatten wir das Divisionsstabsquartier Domaschewitschi_ Sie bildete zusammen mit der südlich anschließenden 3. Landwehrdivision deren Kommandeur mein Onkel Exz.  v. Woyna war, das "Landwehrkorps" welches sich durch die Verteidigung der Schlesischen Grenze und das Zuıückwerfen der Russen hinter das Fluß-und Sumpfgebiet östlich Baranowitschi besonders ausgezeichnet hatte. Die Aufgaben, die mich hier erwarteten, waren für mich wieder ganz neuartig und außerordentlich schwierig und mühevoll. Die stabilen Verhältnisse des hier schon seit über einem .Jahr währenden Stellungskrieges ermöglichten einen großzügigen, fast friedensmäßigen Ausbau des gesamten Truppenversorgungsapparates. Ich konnte das am Eisenbahnendpunkt Domaschewitschi angelegte große Divisionsproviantamt allmählich zu einer Art Musterbetrieb ausgestalten. Weite und luftige Lagerräume für Lebensmittel aller Art für Getreide, Mehl und Hartfutter entstanden. Ausgemauerte Kühlräume, feuersichere Unterstände für Petroleum, Spiritus, Karbid, Teer, pp. wurden eingerichtet. Ebenso Feldscheunen für Rauhfutter_ Eine Feldbäckereianlage wurden angegliedert, ebenso eine Feldschlachterei mit Wurstküche, Räucherkammern und Verwertungsanlagen für Schlachtabfalle jeder Art, wie Fett, Knochen, Darme, Haute, Panseninhalt, pp. Ferner eine große Markthalle mit Warenhaus ähnlichem Betrieb, verbunden mit Schneiderei und Selterswasserfabrik, ein Viehdepot mit Molkereibetrieb und eine Schweinezuchtanstalt. Dazu eine große Gemüsegärtnerei Das Holz lieferten eigene Sägewerke. Anschlußgleise verbanden die einzelnen Anlagen miteinander. Feldbahnen führten zu den zur Front vorgeschobenen Ausgabestellen. In der Stellung selbst wurden bombensicher eingedeckte feste Truppenküchen und Vorratsräume geschaffen. Die jetzt auch im Felde immer fühlbarer werdende und die Stimmung der Truppe immer mehr beeinflussende Knappheit an Lebensmitteln zwang zu peinlichster Regelung und Überwachung des gesamten Verpflegungsdienstes, insbesondere auch des Wirtschafts- und Küchenbetriebes bei der Truppe selbst. In regelmäßigen Zeitabständen mußte ich durch die Stellungen gehen. um zu revidieren, aufzuklären, zu beruhigen und Mängel abzustellen. Bei jedem Truppenteil wurden unter Beteiligung der Grabenbesatzung Küchenkommissionen gebildet, welche die ordnungsmäßige Verteilung und Verwendung der zuständigen Verpflegungs- und Genußmittel genauestens zu kontrollieren hatten. Ich ließ Kochkurse für die Truppenköche abhalten und Feldkochbüchlein mit bewährten Rezepten und Erfahrungsregeln drucken, um die Verpflegung möglichst rationell zu gestalten. Soldatenheime, Kantinen, Büchereien wurden eingerichtet, um die Stimmung zu heben. Besondere Verpflegungs- und Versorgungsmaßnahmen waren auch für den Fall einer Abwehrschlacht auszuarbeiten und vorzubereiten, da gerade an der über Baranowitschi führenden wichtigen Eisenbahnlinie Smolensk - Warschau mit einem russischen Großangriff gerechnet werden mußte.
Ein lebenswichtiges Aufgabengebiet bildete schließlich die wirtschaftliche Ausnutzung des besetzten Gebietes zur Entlastung der notleidenden Heimat. Neben der Erfassung vorhandener Rohstoffe und Vorräte jeder Art (Gewinnung von Harz, Brennen von Holzkohlen) war insbesondere mit Unterstützung eines mir beigegebenen landwirtschaftlichen Sachverständigen eine planmäßige Landwirtschaft in Gang zu bringen, deren Ertrag, soweit er den Bedarf der Truppe und der Zivilbevölkerung überstieg, der Heimat zugeführt werden konnte. Das gesamte Wirtschaftsgebiet der Division wurde in Bezirke und Gutskreise eingeteilt.
Hier die noch vorhandenen Urkunden und Befehle aus der Zeit des 1. und 2. Weltkrieges.
Die erste Urkunde stammt von 1916, aus den 1. Weltkrieg.


1.1.1915, Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse.


24.2.1916, durch Bestellung vom heutigen Tage u. m. Wirkung vom 1.12.1915 z. etatmässigen Militär-Intendanturassessor ernannt.



6.11.1918, Verleihung des Eisernen Kreuzes l. Klasse.

2. Weltkrieg

30.1.1941, Verleihung des Kriegsverdienst-
kreuzes II. Kl. m. Schwertern









30.1.1944, Verleihung des Kriegsverdienst-
kreuzes I. KI. m. Schwertern (mit Handschreiben des Stellvertretenen Kommandieren-den Generals des II. Armeekorps und Befehlshabers im Wehrkreis II. (General der Inf. Krenitz).
Hier weitere Urkunden während seiner Dienstzeit als Finanzbeamter der Reichsverwaltung

Anmerkung:
Die hier abgebildeten Urkunden mit den Emblemen der N.S.D.A.P. dienen ausschließlich der historischen Dokumentation des Lebens von Heinrich Stolte und stellen keine Verherrlichung des Nationalsozialismus dar. Trotz seiner behördlichen Anstellung war Stolte niemals Mitglied der N.S.D.A.P. und hat niemals Gewalt gegen Menschen ausgeübt. Ziel ist es, ein differenziertes Bild seiner Person und seiner Zeit zu vermitteln.
Hier die Zusammenfassung der vorhandenen Daten aus dem 2. Weltkrieg von der
Behörde "Deutschen Dienststelle Berlin" über Heinrich Stolte
Zum Abschluss die Bildergalerie des Heinrich Stolte
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