Stoltefamilie
Dietrich Wilhelm von Stolte
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           An den Königlichen Oberst

           des 4. Magdeburgischen lnfantrie Regim. N. B7

           Herrn Stolte   Hochwohlgeboren


           in Metz


Eigenhändig!                                     Nienburg a.d.Weser, den 27. Januar 1895


Euer Hochwohlgeboren.


Werden gütigst verzeihen, wenn ich mir erlaube mit der Bitte vorstellig zu werden. Es mag diese Bitte recht sonderbar erscheinen, daß ich dieselbe als ein Ihnen Unbekannter stelle, glaube jedoch im Voraus auf Verzeihung rechnen zu dürfen, wenn ich das Nachfolgende zur Aufklärung vorausschicke: Ich bin am 11. Januar 1850 in Lohe als unehelicher Sohn der Sophie Scholing, später verheiratheter Polizeidiener Haschen geboren. Als Vater hat sich der jetzt verstorbene Gerichtsvogt  Stolte in Nienburg bekannt und ausweislich eines damit überreichten Schreibens an meinen Vormund durch Gemeindevorsteher Rothschild in Lohe die Alimentengelder für mich bis zu meinem 14ten Lebensjahre bezahlt. Über die Anerkennung der Vaterschaft hat mein Vormund mir Papiere übergeben, welche sich in den meinen Händen befinden. Ich wurde in der Schule stets Scholing genannt Stolte gerufen und habe nach meiner Militärdienstzeit nur den Namen meiner Mutter geführt. Ich bin jetzt Briefträger und habe 5 Kinder zuernähren, von denen der älteste nun Ostern dieses Jahres confirmirt wird. Der selbeist nach Aussage seiner Lehrer sehr begabt und ist mir von letzteren angerathen worden, ihn als Lehrer ausbilden zu lassen. Wenn ich nun auch als etatmäßiger Postschaffner ein ziemlich auskümmliches Gehalt habe, so fehlen mir doch die Mittel, um meinen Sohn auf das Seminar zuschicken, da ich auch meine übrigen Kinder zu berücksichtigen habe. Von meiner Mutter habe ich irgendwelches Vermögen nicht ererbt und auch als unehelicher Sohn von meinem Vater nichts erben können, vielmehr bin ich bei fremden Leuten groß geworden und habe mir meine Existenz durch eigenen Fleiß und Sparsamkeit verschafft. Erst im Alter von 11 Jahren hat mich mein Vater einmal besucht und ist mir später bei Übergabe der Papiere von meinem Vormund gesagt worden, daß derin den Papieren genannte Gerichtsvoigt Stolte mein Vater sei. Ich habe das Geheimniß meiner Geburt stets bewahrt und bin nur äußerst kümmerlich großgeworden, da für mich nur jährlich 14 rthr. von dem Vater Euer Hochwohlgeborenan meinem Pfleger gezahlt wurden und ich deshalb schon als Knabe gezwungen war, meinen Lebenunterhalt theilweise selbst zu verdienen. Meine ganz gehorsamste Bitte geht nun dahin: Euer Hochwohlgeboren wollen mir eine geringe pecuniäre Hülfe zu Theil werden lassen, welches es mir ermöglicht meinen Sohn Lehrer  werden zu lassen.


Scholing, Postschaffner

Anmerkung:

Von diesem Brief ist lediglich der Briefentwurf erhalten geblieben.


Der Brief ist am 27.1.1895 nach Metz geschickt worden. Der Oberst Ferdi. Chr.Andr. Conrad Stolte ist am 14. 6. 1896 in Mainz gestorben. Man weiß deshalb nicht, ob der Empfänger das Schreiben überhaupt noch zur Kenntnis nehmen konnte. Auch gibt es keine lnformationen darüber, ob die erbetene „pecuniare Hülfe" geleistet wurde.

Bekannt ist lediglich, dass der in dem Brief angesprochene Sohn, Ernst Heinr. Friedr. Wilh. Scholing, nicht Lehrer, sondern Kaufmann wurde. Er hatte eine vielversprechende Karriere in der Nienburger Glashütte vor sich und sollte als Repräsentant der Firma nach England geschickt werden.

Leider wurde sein Leben mit 32 .Jahren viel zu früh durch den Kriegseinsatz 1914 in Frankreich beendet.


Anmerkung zur angegebenen Währung in dem Brief:

thr= Reichsthaler

Der Reichstaler wurde auch als Preußischer Taler bezeichnet. Er war zuerst in 24 Gute Groschen oder 288 Pfennig unterteilt, seit 1821 galt er 30 Silbergroschen oder 360 Pfenning.

Da wir die Kaufkraft des Reichsthalers zu damaligen Zeiten nicht kennen, ist aber folgender damaliger Umrechnungskurs interessant:

Es waren aus 1 Kölner Mark Feinsilber (233,858 g) 14 Reichstaler zu schlagen.

Diese 14 Reichsthaler waren in dieserZeit eine sehr hauflg genannte Wahrungsgröße für Grund und Boden, -Vieh-und Handelswarenkaufe.

ln dieser Zeit hatte jeder Staat im großdeutschen Staatenbund (1815-1866) seine eigene Währung.

16.3 Der Brief des Ernst Scholing an Conrad Stolte

Die Nachfahren des Stammfolgers Johann Christian (II.) Stolte (Generation 16) waren sehr vielfältig. In der Generation 18 dieses Zweiges kam es zwischen Carl Ferdinand Stolte und Sophie Scholing zu einer Verbindung, die 1850 zur Geburt des Heinrich Friedrich Ernst Scholing führte. Dieser gründete 1847 seine Familie und schrieb am 27.3.1895 an seinen Halbbruder Conrad Stolte nachfolgenden Brief:

Entwurf des Briefes

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Dietrich Wilh. von Stolte, nächste Stolte-Generation 17

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